Samstag, 6. Juni 2009

Die Sache mit der Flasche

Es ist ein herrlicher lauer Sommerabend. Langsam beginnt die Sonne hinter den Bergen rot-orange zu leuchten und es wird zunehmend dunkler. Ein guter Bekannter und ich haben uns nach kurzer Beratung entschlossen, diesen feuchtfröhlichen Nachmittag nach einem ausgiebigen Biergartenbesuch auf meiner Terrasse ausklingen zu lassen. Dabei plündern wir meine letzten Bier- und Weinvorräte, zünden die Fackeln im Garten an und erzählen uns komische Geschichten aus unserer jugendlichen Sturm- und Drangzeit.
Zwischen unserem Gekicher und Gelächter bewunderen wir immer wieder die vielen Sterne am Himmel und überlegen uns, wieviele Sternenansammlungen wir schon in Bier umgerechnet vernichtet haben.

Mit einem Blick zu der Altglasdeponie hinter unseren Liegestühlen, denke ich, es war ein Universum an Flüssigkeit und fühle ich mich auch langsam aber sicher so.
In meinem Bauch befindet sich ein Atlantik aus Weißbier, Radler und Desperados und in meinem Kopf öffnet sich so langsam ein schwarzes Loch!

Gerade sind wir bei unseren alten Lieblingsfilmen angekommen.
"Duhu..., kennst du noch den alten Nosferatu-Film mit dem Kinski?" fragt mich die männliche Stimme aus dem Nachbarliegestuhl. Im Dunkeln waren nur noch seine Umrisse zu erkennen.
Oh...ne...erzähl mir bloß nicht soooo einen scheiß im stock...stockdunkeln! Du weißt ganz genau, dass ich dann nicht mehr schlafen kann!" prostiere ich mit schwankender Stimmlage.
Aber genau das ist ja ein gefundenes Fressen für jeden Mann.
Frau hat Angst und man selber kann sich daran "ergötzen"! Juhu!
Denkste! In meinem Langzeitbeziehungs- Zuhörermarathons habe ich einiges gelernt. Einfach abschalten und an was anderes denken. Darin habe ich es fast bis zur Meisterschaft gebracht!

Und jetzt eben, als sich der Quäler vom Dienst gerade in die blutigen Details seiner Vampirfilme hineinsteigert, denke ich an einen Film mit Doris Day.
Ich glaube, es war "Mitternachtspitzen" oder so....egal! Auf jeden Fall liegt Doris Day stockbesoffen im Bett und wippt mit.....ich grinse....
auja...das probiere ich auch.
Sofort fange ich an, meinen großen Zeh in den Flaschenhals einer eben geleerten Bierflasche zu versenken. Angestrengt beiße ich mir auf die Zunge und gebe keuchende Anstrengungsstöhner von mir. Mein Bekannter stutzt kurz und schaut zu mir rüber, aber fachsimpelt dann weiter über Untote.

Oh Mann, ich muss schon ganz schön stopfen, aber irgendwann ist er drin, der Zeh! Stolz lehne ich mich in meiner Liege zurück!
Mein großer Zeh hängt mit der Flasche daran stark verbogen nach unten und ich rufe: "Guck mal, es hat geklappt!"
Entgeistert lehnt sich der Blutsaugerexperte in seinem Liegestuhl nach vorne, starrt auf meinen Fuß. Im Fackelschein blinkt die Flasche. Er ruft entsetzt: "Du spinnst, den kriegste da nie wieder raus!"
Mein Versuch mit dem großen Zeh zu wippen misslingt. Die Bierflasche ist zu viel zu schwer.
Bohhh, Doris Day hatte anscheinend Zehmuskeln wie Arnold Schwarzenegger Bizeps. Meiner Dicker hängt nur schlaff nach unten. Außerdem tut er langsam weh.

"Zieh mal!" weise ich den Skeptiker neben mir an. Er zieht und...autsch...das tut weh!
"Eh! Du reißt mir ja den Zeh ab!"
"Ich hab ja gesagt, den Zeh kannste vergessen! Wir können ihn ja abschneiden!" Er grinst schadenfroh.
" Das könnte dir so passen, du blutrünstiges Ungeheuer! Was soll ich denn jetzt machen?" so langsam kommt Panik bei mir auf und ich versuche drei Schritte zu gehen, was mir mit der Bierflasche am Zeh echt schwerfällt.
"Tu was," schnauze ich meinen Bekannten an. Wozu hat man schließlich mal einen Mann im Haus, wenn nicht für handwerkliche Dinge!
Schweigend steht er auf, nimmt einen Stein aus meiner Beetumrandung und holt aus.....alles passiert wie in Zeitlupe und noch bevor ich stopp rufen kann, zerdeppert er den Flaschenhals direkt auf meinem Zeh.
Ich war so schockiert, dass ich noch nicht mal einen stechenden Schmerz gespürt habe, der eigentlich nach der blauen Zehnagelfarbe am nächsten Tag normal gewesen wäre.

Ich bin nur froh, dass mir an dem Abend nicht der Film mit Michel von Lönneberga eingefallen ist. Da hat der Michel nämlich seinen Kopf in eine Suppenschüssel gesteckt und ihn nicht mehr herausgebracht!

1 Kommentar:

  1. "Mein Dicker hängt nur schlaff nach unten" ...: köstlich, bitte mehr davon :-)))))

    AntwortenLöschen

Twitter Button from twitbuttons.com