Donnerstag, 22. Oktober 2009

Fräulein, ihre Wäsche rutscht!

In der Großstadt zu shoppen, kann wirklich Spaß machen!
Die Mode zur Zeit ist vielfältig und man kann im Grunde genommen von Hippie-Stil bis klassisch, elegant alles tragen und käuflich erwerben. Der Minirock ist wieder genauso aktuell wie der knielange Klassiken in Falten oder der Maxirock. Super

Damit man dann als Frau im Winter jedoch noch einigermaßen warme Beine und Füsse hat, gibt es Strumpfhosen mit Wollanteil, Mustern, abgeschnittenen Füssen, dicken Rippen, usw.
Hurra! Der Zwiebel-Look ist geboren und ist im Prinzip ganz easy. Die moderne Frau zieht einfach so viele Teile übereinander an, bis es sie nicht mehr friert. Das können bei -20° aussentemperatur zwar ziemlich viele Teile sein, aber das fördert auch die Bekleidungsindustrie, die sich natürlich sehr freut. Braucht man doch um gewärmt durch den Winter zu kommen, momentan viel mehr Kleidungsstücke als sonst! Schlau gemacht!

Und wenn man allerdings zu dieser Jahreszeit seinem Freund mit einem kleinen Striptease aufwarten will, ist der garantiert nach dem 15. Kleidungsstück, dass man sich vom Leibe schälen muss, eingeschlafen! Aber egal, hauptsache warm!

Der Wind braust durch die Einkaufsstrasse und ich ziehe meinen Kragen der Winterjacke hoch ins Gesicht. Darunter zuppele ich noch den Rollkragen weiter aus der Jacke und zerre an der Kapuze der Jacke, die ich über dem Rollkragen anhabe und unter der Winterjacke trage. Im Rücken ziehe ich das T-Shirt unter dem Rolli noch über die Hose und somit unter der Jacke ....sowie unter der Winterjacke hervor.

Nur untenrum bin ich nicht so gut mit Stoff ausgestattet. Der kurze Jeansmini hört Mitte der Oberschenkel auf und die gemusterte Lochstrumpfhose lässt den Wind eisig meine Beine. Die engen Schnürstiefel gehen nur bis zu den Waden. Doch schlau wie ich war, habe ich mir im letzten Geschäft ein paar Overknees gekauft. Das sind Strumpfhosen, die unten keine Füsse haben und oben am Schenkel zu einer Wurst zusammengerollt eng am Oberschenkel unterhalb des Minirocks aufhören. Der letzte Schrei und super praktisch!

Schnell streife ich sie mir über die Stiefel und rolle sie bis zum Minirocksaum. Schon besser!

Wieder warm und gutgelaunt stehe ich an der Ampel zum Hauptbahnhof. Die Ampel hält ihre rote Farbe eine gefühlte halbe Stunde und die Tüten in meinen Händen schneiden langsam in Fleisch. Genervt schaue ich mich um, als mir plötzlich jemand von hinten auf die Schulter tippt:

"Hey, Fräulein....sie da.....!"

Ich drehe mich erstaunt um: "Ja, bitte?"
Ein alter Mann schaut mich mit aufgerissenen Augen an.

"Fräulein...das ist mir sehr peinlich....ich weiß nicht, wie ich´s ihnen sagen soll!"

Ich betrachte den alten Herrn mit prüfenden Blick! Er hatte ein freundliches, aber sehr zerknittertes Gesicht und war einfach gekleidet. Eher wie jemand vom Land!

"Ach, sagen sie halt, was los ist.....," muntere ich ihn auf.

Er schaut völlig entsetzt an mir herunter. Mit seinem Zeigefinnger zeigt er dabei nervös auf meine Oberschenkel und stottert:

"Sie....Fräulein....nix für ungut, aber....ihre Unterwäsche rutscht!"

Mit knallroten Kopf fasse ich an den Minirock und....stelle fest, dass alles noch da ist, wo es hingehört.

Empört blaffe ich den alten Herrn an:
"Was soll das, es ist alles in Ordnung!"

Der Alte lässt sich nicht beirren und ist jetzt total irritiert:" Joo, aber schaun´s doch mal...!" Er deutet dabei genau auf den Wulst meiner schicken, neuen Overknees!

"Das ist doch scho ganz weit unten!"

Ich lache laut auf. Der meint tatsächlich, mir wären die Strümpfe runtergerutscht. Naja, in sienem Alter kennt ja auch noch die Zeit der Strapse und Strumpfbänder zur Genüge.
Gerade als ich ihm erklären will, dass alles so ist, wie es sein muss, wird die Ampel grün.
Ich lächele ihn an und drücke ihm noch beruhigend seinen Arm. Dann verschwinde ich schnell Richtung Bahnhof!

Mittwoch, 21. Oktober 2009

Wie bekomme ich das nur wieder ab....

Konzentriert starre ich auf den Bildschirm. Es ist neun Uhr am Morgen und nicht unbedingt die Uhrzeit meines höchstens geistigen Schaffensniveaus, sondern eher so der Start für die restlichen 40 % meiner grauen Gehirnzellen, um das Tempo 200 Sachen zu erreichen!
Aber für den normalen Arbeitsalltag reicht es allemal, was sich da am frühen Morgen in meinem Kopf tummelt. Das Telefon klingelt und ich schaue auf den Display.
Ein Anruf von zuhause? Die Kinder sind doch in der Schule, oder?
Ach ja, Nina hat heute später Unterricht und war ja noch im Bett, als ich gegangen bin.
Nina ruft oft in der Arbeit an. Meistens um abzuchecken, ob sie alleine kochen muss, oder ob Mutter mal wieder gleich nach der Arbeit in der Küche zaubert. Aber das kann es ja um die Uhrzeit noch nicht der Grund sein.

"Hallo Nina, was gibt´s?"

"Maaaaamaaaaa!!!" Nina kreischt hysterisch mit hoher Stimme ins Telefon. Ich halte mir sofort den Hörer einem halben Meter vom Ohr weg.

"Was ist denn um Himmels Willen!"
Mein Adrenalin schießt mir ins Gehirn und ich bin hellwach. Vor meinem geistigen Auge sehe ich Nina mit einem Messer zwischen den Rippen, blutend oder mit einem abgeschnittenen Finger in der Küche stehen.

"Maaammmmaaaa! Was soll ich tun?"

Das Kind klingt völlig verzweifelt! Mein Herz klopft wie wild und meine Hand verkrampft sich um den Hörer.

Energisch rufe ich ins Telefon. "Was ist denn, nun sag schon!"

"Maaamaaaa, was soll ich denn nur machen! Ich habe eine Gesichtsmaske im Gesicht! Du weißt schon .....die Weiße! Und vorhin war noch alles ok!"

"Nina, was ist denn los? Hast du einen Ausschlag bekommen?"

"Neeeee, Mama, ich stehe ganz normal unter der Dusche und da war auch noch alles gut.....aber dann......"sie schnieft laut....."die habe doch heute das warme Wasser abgedreht, wegen der Heizungsinstallation....und beim Duschen ......da kam noch warmes Wasser!"

"Wie, du rufst mich an, weil kein warmes Wasser mehr läuft? Das haben wir doch gewusst! Spinnst du? Ich habe schon gedacht, es ist Wunder was passiert! Verdammt Nina, habe ich mich erschrocken!"

Ich war echt sauer auf sie. Was macht sie eigentlich, wenn ihr wirklich mal was passiert?

"Aber Mama...ich kann doch so nicht zur Schule gehen!" Sie schluchzt.

Ich schüttele fassungslos den Kopf. Dafür habe ich nun wirklich kein Verständnis.

"Wieso kannst du so nicht zur Schule gehen...wasche dir die blöde Gesichtsmaske halt mit kaltem Wasser ab!"

Ihr Ton wird wieder einen Oktave höher. "Aber das geht dooooch nicht! Da kommt nämlich gar kein Wasser mehr aus der Leitung!"

Nina ist völlig aufgelöst und ich pruste am Telefon los.
"Wieso kommt da kein Wasser mehr...haben die das etwa ganz abgedreht?" Ich grinse vor mich hin!

"Jaaaaaaa! Was mache ich denn jetzt!"

Ich lache laut am Telefon und stelle mir meine Tochter mit einem weißen Gesicht und bröckelnder Gesichtsmaske vor....völlig verzweifelt stehend vor dem versiegtem Wasserhahn...urkomisch!

"Mensch Nina, dann nimm halt das Wasser aus dem Teekessel oder Mineralwasser! Das ist doch wirklich nicht so schlimm!"

"Doooooch!" Allerdings klingt sie schon wieder viel beruhigter, denn die Idee mit dem Teekesselwasser scheint ihr zu gefallen.

Ich lege den Hörer auf und arbeite weiter - diesmal hellwach!

Dienstag, 20. Oktober 2009

"Glatze" als Schaffner!

Endlich mal einen Nachmittag frei. Gutgelaunt fahre ich in die Großstadt und freue mich auf einen kleinen, entspannten Einkaufsbummel. Die Geschäfte sind nicht mehr voll und die Menschen lange nicht so agressiv wie am Wochenende. Da inzwischen draußen merklich die Temperatur gesunken ist und ich schon dauernd Glühwein und Lebkuchen im Kopf habe, probiere ich hauptsächtlich dicke Wollpullover und Schals.

Als ich an einem Stand mit flauschigen Fellhandschuhen vorbeikomme, fällt mir siedend heiß ein, dass ich unbedingt auf die Uhr schauen muss, denn Bob wartet um 18 Uhr am Brunnen auf mich.

Fünf vor sechs! "Uih...ist die Zeit vergangen!" Ich lasse die Fellpfoten für Menschenhände fallen und sause los.

Mit fliegenden Haaren und Einkaufstüten komme ich gerade noch rechtzeitig zu meiner Verabredung.

Bob grinst und meint völlig gelassen: "Du schon?...ich dachte, du kommst mindestens eine halbe Stunde zu spät! Ich habe für uns beide einen Platz beim besten Inder der Stadt reserviert! Ist das ok?"

Vergnügt hake ich mich bei ihm unter und meine: "Ich bin doch immer pünktlich...das weißt du doch...und indische Küche ist klasse!" Schwein gehabt, dass ich noch rechtzeitig auf die Uhr geschaut habe, dachte ich mir insgeheim!

Wir verschwinden in der Menschenmenge Richtung U-Bahn und springen in den nächsten Wagen, der gerade mit einem kalten Luftzug in den Tunnel fährt. Ganz am Ende finden wir einen bequemen Platz und ich mache es mir mit meinen 100 Taschen gemütlich!

Mir gegenüber sitzt ein Mann mit einem karierten Cap. Er war vielleicht 25-30 Jahre alt, die langen Haare sind als Zopf zusammengebunden und er trägt einen Vollbart. Damit machte er eindeutig einen alternativ, grünen Eindruck! Er starrt sinnierend vor hin!

Bob und ich erzählen uns Alltagsgeschichten und lästern immer wieder kichernd über so manche Gestalten, die in der U-Bahn aus und einsteigen. Mit dem Rücken zu mir steht ein rieseiger Schrank von einem Kerl mit schwarzer Lederjacke, Stiernacken, fast Glatze und einer großen Tasche. Mit seiner schwarzen Hose und seinen ebenso schwarzen derben Schnürstiefeln erinnert er mich sehr an einen Rechtsradikalen. Zwei dicke silberne Kreolen zieren seine überdimensionalen Ohrläppchen! Ein kofferartiger Umhängebeutel macht ihn noch breiter!

Als er sich plötzlich umdreht, wird mir irgendwie komisch und meine Härchen im Nacken stellen sich auf.
.
"Gut das Bob dabei ist!" denke ich mir ängstlich und suche mit ihm den Blickkontakt! Er versucht es locker zu übergehen, denn in diesem Moment kommt dieser Riese von einem Kerl auf uns zu.

"Die Fahrausweise bitte!"

Meine Augen weiten sich und ich suche mein Beleg! Hat denn die MVV keine Kleiderordnung? Oder sollen die schwarzen Sheriffs aussehen, als würde gleich ein Naziaufmarsch stattfinden?
Ich versuche freundlich zu lächeln und halte ihm meine abgestempelte Karte hin.
Er nickt mir und Bob zu, ohne die Miene zu verziehen und wendet sich an den jungen Alternativen. Der hält seine Karte immer ein kleines Stück außer Reichweite und als der Kontrolleur sich die Karte greifen will, zieht er sie schnell weg!
"Nicht anfassen!" ruft er dabei. Der "Glatzenmann" versucht erneut die Karte zu greifen. Seine Hand schnellt vor und er funkelt den Bartträger an.
"Hey, geb her!"
"Nicht anfassen!" Der Alternative wird jetzt schon fast hysterisch!
Die Luft ist zum knistern geladen! Ich drücke mich ängstlich Bob.
"Geb jetzt endlich her...das ist Eigentum der MVV, duuuuuu.....!"
Mein Kopf verschwindet merklich ein paar Zentimeter zwischen den Schultern!

"Nein...isses nicht! Die Fahrkarte gehört mir! Ich habe sie käuflich erworben!"

Hmmm, da hat er ja eigentlich recht. Fast lag mir gerade ein blöder Kommentar auf der Zunge, aber das Testosteron des Schwarzgekleideten und die Hysterie des Langzopfes lassen mich vernünftigerweise die Klappe halten.

Die Glatze blitzt den Langhaarigen an. Wenn seine Augen Laserwaffen wären, der Bubi mit dem Bart wäre geschmolzen...weg...in Rauch aufgegangen.

Er schaut nochmal genauer auf die Karte und brummt vor sich hin wie ein Raubtier. Dann tritt er einen Schritt zurück und lächelt mich mit einem siegessicheren Blick an, der wohl heißen soll: " Was für ein Arsch, wenn ich wollte, würde ich den mit dem Daumen zerquetschen!

Ich schaue verlegen weg. In meinen Augenwinkeln sehe ich, wie der Junge zitternd seine Karte in der Jackentasche verschwinden lässt.

Irgendwie ist mir bei der Begebenheit nicht wohl gewesen. Nicht nur, dass ich die Auswahl der Kontrolleure in Frage stelle. Auch diese Furcht, die dieser Mann bewusst verbreitet hat, gefällt mir gar nicht.

Ich bin froh, dass es in meiner Kleinstadt keine U-Bahnen gibt!
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