Samstag, 11. Juli 2009

Wortspiele

Blogbeitrag einer Freundin:

Endlich Wochenende! Ich sitze mit einer Freundin gemütlich bei einem Glas Prosecco zusammen und wir reden über Gott und die Welt. Nachdem der Inhalt der ersten Flasche auf verwunderlich schnelle Art und Weise in "Luft aufgelöst" hat und wir auf den herrlich blubbernden Inhalt einer zweiten Flasche zurückgreifen musste, kamen wir auf das gewohnte Thema: Männer!

Dabei fällt natürlich jedem von uns lauter lustuge und komische Begebenheiten ein und wir lästern und lachen, bis uns die Bauchmuskeln weh tun. "Ich kann nicht mehr....hör auf!" rief ich völlig fertig und halte meinen Bauch. Die Lachtränen laufen mir nur so die Wangen hinab.
Wir lehnen uns entspannt in unseren Sesseln zurück und machen eine kleine Verschnaufpause, in der jeder so seinen Gedanken nachhängt.

Plötzlich sagt meine Freundin: "Ist dir eigentlich schon aufgefallen, dass alle schönen Dinge einen weiblichen Artikel haben und alle schlechten Dinge einen männlichen?"
"Nöööö!"lasse ich aus meiner Liegeposition im Seesel vernehmen.
"Doch schau mal: DIE Sonne - DER Regen
DIE Blume - DER Baum
DIE Decke - DER Tisch!"

"Naja, ist das nicht ein bißchen weit hergeholt?
Gut, ein wenig stimmt es, aber was ist mit DAS?
"DAS Gewitter zu Beispiel." Jetzt fange ich auch an, mich mehr mit dieser These zu beschäftigen.

"Ach, das ist Blödsinn. Es heißt: DER Donner, DER Blitz, DER Sturm," meint meine Freundin energisch.

"Aber es heißt ja auch DIE Arbeit," werfe ich wieder dagegen.
"Ja, die macht ja auch oft Spaß." Meine Freundin grinst.

"Okay. Und was ist mit: DAS Bild," will ich von ihr wissen.

"DIE Farbe, DIE Farbkomposition aber DER Ausdruck!" Mit einem selbstzufriedenen Lächeln hebt sie ihr Glas Prossecco und trinkt darauf einen Schluck.

"Okay,okay, hast recht. Passt nicht immer, aber oft." sie hat mich überzeugt! Heißt ja schließlich auch: DER Idiot, DER Psycho, DER Depp, DER Trottel! Prost!"

Freitag, 10. Juli 2009

Wirklich Single?

Wer hätte das gedacht! Gerade eben habe ich gelesen, dass ich im eigentlichen Sinne eigentlich gar kein Single bin. Diese Bezeichnung darf man nicht so einfach für sich beanspruchen, nur weil mal eben mal gerade keinen Partner hat. Nein! Das ist ganz klar definiert!

Aus Wikipedia:
Unter Alleinstehende(r) oder umgangssprachlich (als Anglizismus) Single wird ein Mensch verstanden, der ohne feste soziale Bindung an eine Partnerin bzw. einen Partner, auch ohne minderjährige Kinder im Haushalt lebt.

Laut Wikipedia bin ich Alleinerziehende...Puhhh! Wenn ich also einen netten Typen kennenlerne, dann darf ich ihm fälschlicherweise nicht mehr mit „Juhu, ich bin Single, du auch“ auf die falsche Fährte locken.
Ich muss ihm dann sagen „ Hey, ich bin „Alleinerziehende“! Die deutsche Sprache ist manchmal echt furchtbar!

Vielleicht sollte man dann einen neuen Begriff ins Leben rufen! Bei Single zum Beispiel könnte das „S“ für „Singular“ also Einzahl stehen. Dann könnten wir doch einfach das „P“ von "Plural" für das neue Wort verwenden.
„Pingle“!!!

Das klingt doch schon viel besser.

Abends an der Bar:
ER: „ Hey, grüß dich! Hab dich hier noch nie gesehen? Biste das erste Mal hier?“
Sie: „Nee, eigentlich öfter, aber meistens nur am Wochenende! So alle 2-3 Wochen, je nachdem!
ER: „ Wieso je nachdem? Warum kannste denn nicht jedes Wochenende kommen? Hast wohl was besseres vor?“
Sie: „Schon wär´s! ich muss halt sehen, wie ich mir die Zeit einteile. Ich bin ein Pingle!“

Da weiß doch dann gleich jeder was los ist. Die Frau ist „Alleinerziehende Mutter“!

Überhaupt können wir echt froh sein, so ein „unbeschwertes Pingleleben“ führen zu dürfen.
Wusstet Ihr, dass es Frauen erst seit ein oder zwei Generationen möglich ist, alleine zu leben? Vorher war das - bis auf Ausnahmefälle - ökonomisch unmöglich und galt als moralisch bedenklich. So steht es jedenfalls in Wikipedia und die müssen es ja wissen!

An manchen Tage wird ich das Gefühl nicht los, dass es auch heute noch immer für so manche aus meiner eher konservativ, spießigen Nachbarschaft moralisch bedenklich ist, dass ich als unbeschwerter „pingle“ so tagtäglich meinen Alltagsvergnügungen nachgehe.
Ich gehe frühmorgens ohne Abschiedskuss eines Partners aus dem Haus, komme Abends, ohne Begrüßung an der Haustür, alleine wieder zurück, gehe alleine joggen und Bergwandern, wenn meine Freundinnen durch ihr „Pingle-Dasein“ verhindert sind. Und das Schlimmste - ab und an gehe ich abends alleine schick gestylt aus dem Haus und kehre erst spät in der Nacht „auch alleine“ wieder zurück!
Wenn dann mal ein Mann an meiner Haustür steht, werden die Hälse meiner lieben Nachbarn schon etwas länger und so eine Real-Doku ist immer noch besser als jedes Fernsehprogramm!

Fazit: So ein „Pingle“ wie ich ist für viele immer noch ein Buch mit sieben Siegeln!

Donnerstag, 9. Juli 2009

Prinz oder "Arschloch"?

Mit zunehmendem Alter sinkt bei einer Frau der Vertrauenspegel in einen Mann auf einer Skala von "vollstes Vertrauen" auf "erst mal schauen" bis zu "eh wieder der gleiche Schwätzer!"Sehnsüchtig erinnert man sich gerne an die Zeit der rosaroten Wattewölkchen zurück, die eine neuen Liebe in ein blindes, naives Vertrauen gebettet haben. Man konnte sich so herrlich allen Glückshormonausstößen hingeben und dabei so viel Kraft tanken, daß man sämtliche tiefe Stürze in die emotionalen Abgründe der Liebe immer wieder unbeschadet überleben konnte.Das schafft man tatsächlich ein paar mal hintereinander weg, bis die Mitte des Lebens uns Frauen genügend Weisheit und Erfahrung beschert, um kurz vor dem Abgrund stehen zu bleiben. Naja, meistens wenigstens!


Die schuffeligen rosa Wattewölkchen werden dann zu einem harten Glasfaserteppich in Sachen Liebe. Knallhart werden innerhalb kurzer Zeit die Fakten und Argumente für oder gegen einen möglichen Bewerber auf den Tisch gelegt, so dass der gleichaltrige Obersülzer schnell mit seinen falschen Versprechungen an seine Grenzen stößt.

Drrrrrrrrrrr......Das Telefon klingelt aufdringlich und reißt mich aus dem Schlaf. Irgendwo hatte ich es doch hingelegt? Mit halbgeschlossenen Augen suche ich den Lichtschalter meiner Nachttischlampe und kneife die Augen noch mehr zu. Das grelle Licht scheint mir direkt ins Gesicht! Wie ätzend! Und das Klingeln foltert mein Ohr!
Drrrrrrrrr.....Manno, wo ist nur dieses verfluchte Ding! Unter einem Wäschehaufen werde ich fündig."Hallo?" krächze ich leise mit trockenem Mund in die Sprechlöcher!
"Nina?" Bist du´s?" ertönt eine zittrige Frauenstimme.
"Ja......???"
"Ach, bin ich froh, dass du noch wach bist. Ich muss unbedingt mit dir reden! Du, ich bin ja sooooo sauer und enttäuscht!"
Ich seufze in mich hinein und krieche wieder ins Bett. Klar, Anne ist am Apparat! Mein Gott,wenn Anne sauer ist, dann kann das Gespräch lang werden. Sie hat so eine Never-Ending-Story mit einem Typen angefangen, der sie immer wieder hinhält, ihr neue Sachen verspricht, um dann aber nach ein paar Wochen ins gleiche alte Muster zu verfallen - und zwar sie zu ignorieren und sich einfach aus welchen Gründen auch immer, nicht mehr zu melden! Dabei hat alles so toll angefangen!
Als Anne ihren Mark kennengelernt hatte, war sie überglücklich. Das erste Mal seit langer Zeit schwebte sie auf so etwas wie "rosaroten Wattewölkchen", denn Mark hat sich wirklich Mühe gegeben, ihr Herz zu erobern. Seine Emails und SMS waren gefühlvoll, liebenswert und mit Komplimenten gespickt. Er gab ihr das Gefühl, die wichtigste Frau in seinem Leben zu sein. So etwas sucht natürlich jede Frau und Anne schmolz dahin. Mehrmal betonte er, was für ein Glück er hätte, sie gefunden zu haben und das sie auch gleichzeitig seine beste Freundin auf der ganzen Welt für ihn sei.
Anne war so überglücklich, wie seit langen nicht mehr! Endlich ein Mann, dem man Vertrauen konnte, denn das alles konnte doch nicht erfunden sein, oder?
Nach ein paar Wochen zog sich Mark aber mehr und mehr zurück und das "Liebesgeflüster" wurde zunehmend spärlicher. Für Anne brach eine Welt zusammen und sie verstand gar nichts mehr. Als sie versuchte, mit Mark darüber zu reden hatte das zur Folge, dass er sich gar nicht mehr meldete.
Diese Situation war für Anne wirklich kaum zu verkraften. Sie konnte nicht mehr schlafen, essen und hatte Probleme in der Arbeit. Dauernd grübelte sie über das Geschehene nach und suchte irgendwelche Fehler bei sich. Oder hat Mark sie einfach nur ausgenützt?
Das ständige hin und her nahm ihr jede Kraft und Energie. War das alles nur Lüge gewesen? Sie fühlte sich einfach mit all Ihren Gefühlen verraten.
Nach einer gewissen Zeitspanne haben sich Anne und Mark dann doch wieder getroffen. Bei Anne stellten sich spontan und unvernünftigerweise die gleichen Gefühle wieder ein und Mark war in seinem Element! "Anne, glaube mir, ich bin ein neuer Mensch geworden, ein ganz neuer Mark. Ich hatte damals nur Angst vor der Nähe und es kamen so viel andere Probleme dazu! Ich war ja so ein Arschloch! Jetzt wird alles anders, ja?"

Vielleicht wäre genau das der Moment gewesen, an dem Anne aus Ihrer Erfahrung lernen und die Stufe drei auf der Skala hätte wählen müssen - und die wäre: "Was für ein Schwätzer!"
Aber wenn das Herz ein paar Takte schneller schlägt, vergisst man schnell den Schmerz und die Enttäuschung! Alle Gefühle sind sofort wieder da und sie gibt ihm eine neue Chance.
Und genau da stehen wir jetzt!

Momentan bin ich als Freundin die Seelsorgerin, Therapeutin und Beziehungsberaterin. Aber das mache ich gerne, denn ich weiß genau, dass auch Anne bei meinen Sorgen immer zu jeder Tages und Nachtzeit für mich da ist.
"Anne, was ist denn passiert," ich kuschele mich gemütlich ins Bett und versuche eine Haltung zu finden, bei der ich nicht gleich wieder einschlafe. Anne schluchzt ein wenig ins Telefon und fängt sich gleich wieder: "Stell dir vor, ich habe ihn gebeten, sich mal mit mir zusammen zu setzen, damit wir einfach ganz locker über uns und unsere Gefühle reden können und dann schreibt er mir, dass er aus beruflichen Gründen dazu keine Zeit hat. Da habe ich ihn um einen Vorschlag für ein Treffen gebeten und er meldet sich seit dem überhaupt nicht mehr. Das ist doch wieder genau so wie beim letzten Mal. Dabei hat er mir doch fest versprochen, dass er sich geändert hat und dass jetzt alles anders ist. Er hatte ja selber von sich gesagt, er war ein Arschloch und das er sich so blöd verhalten hat. Warum macht er jetzt dasselbe nochmal?"

Schwierige Frage mitten in der Nacht! Ich versuche meine verschlafenen Gehirnzellen wieder zu aktivieren. Hmmmm...wenn einer erkannt hat, dass er ein Arschloch war und dann wieder genauso handelt, dann kann das doch eigentlich nur bedeuten, dass er es toll findet, ein Arschloch zu sein! Oder?
Ich glaube aber, dass diese Antwort Anne nicht wirklich hören will und ihr auch nicht weiterhilft. Wer versteht schon, dass der Partner sich aus dem "alten Arschloch" in ein "neues Arschloch" verwandelt hat!"
Anne, ist vielleicht irgendetwas vorgefallen? Hat er Kontakt zu früheren Freunden, die dich vielleicht nicht akzeptieren und dich schlecht machen oder gar eifersüchtig sind? Wird er beeinflusst oder.....hmmmm.... ist er einfach nur beziehungsunfähig? Hast du dir das schon mal überlegt?"

Bei Anne rattert es fast hörbar im Gehirn.
"Ja, da sind schon ein paar Dinge, die sind schon sehr merkwürdig und alles läuft irgendwie nach dem gleichen Muster ab, wie das erste Mal! Keine Ahnung, was da dahinter steckt. klar habe ich so meine Vermutungen. Aber ob das alles stimmt.....?" Sie schluchzt und schnieft leise.
"Ach Anne, dann überlege dir doch mal gut, ob du dir das Ganze nochmal antun möchtest. Er wird sich ja doch nicht ändern. Und dir zu liebe schon gar nicht. Sonst hätte er sich doch längst gemeldet, wenn du ihm so wichtig wärst. Er redet nur und handelt nicht und du sitzt da wie die Prinzessin im Turm und wirst beim Warten nur alt und müde. Der macht sich nicht die Mühe, um auf dem Turm zu klettern. Der will, dass du herunter springst und dann noch so neben ihm landest, dass er dich noch nicht mal aus lauter Bequemlichkeit auffangen braucht. Das macht ja Arbeit und ist anstrengend. Alles soll nach seinem Willen leicht und ohne Stress und Komplikationen passieren. Der hat doch gar nicht kapiert, dass eine Beziehung immer eine gemeinsame Aufgabe ist, an der man arbeiten muss, um zusammen zu finden. Willst du so einen Mann?"

"Nein! Aber er war so lieb am Anfang und so vertändnisvoll und er hat mir so fest versprochen, dass er sich geändert hat! " Sie schluchzt heftig und kann sich eine zeitlang nicht fangen.
"Aber du hast recht! Wenn ich es ihm noch nicht einmal wert bin, dass er mich anruft oder er sich mit mir trifft, dann werde ich mich nie auf ihn verlassen können. Hat der Kerl denn gar kein Gefühl im Leib? Ist es ihm völlig egal, wie es mir in dieser Situation geht und das ein zweites Mal?"
Jawohl! Anne redet sich so richtig in Rage! Ich rutsche mit dem Telefonhörer noch ein wenig weiter unter die Decke und meine Augen fallen so langsam aber sicher zu. Im Hintergrund schimpft Anne über Mark und sein Verhalten und ich lasse immer ein leises zustimmendes "EhmmHmmhmmm"....vernehmen. Zu nichts mehr fähig kann ich nur noch Annes inzwischen wieder selbstsicher gewordene Stimme vernehmen: "Verdammt! Da ist doch glatt das alte Arschloch dasselbe Arschloch geblieben, obwohl...diesmal ist er noch distanzierter, gefühlloser und egoistischer als das letzte Mal! Er weiß ja schließlich, was ich für ihn empfinde und er lässt mich voll gegen die Mauer rennen. Das "alte Arschloch" hat ganz neue Qualitäten bekommen! Er ist jetzt ein neues,....richtig gefühlloses, arrogantes Arschloch geworden!"
Genau Anne, jetzt hast du es erfasst!

Vielleicht wäre das ja ein neues Sendeformat für RTL.
"The next Germanys Top-Arschloch!"
Mit dem Gedanken und und einem Grinsen im Gesicht schlafe ich ein!

Mittwoch, 8. Juli 2009

Vom Suchen und Finden!

Blogbeitrag einer Freundin:

Nach meiner Scheidung und dem Gefühl "endlich frei" zu sein, war ich ständig unterwegs, habe neue Freunde gefunden, mir ein neues Hobby zugelegt und das Alleinsein richtig genossen. Keine Diskussionen "wo gehst du hin, wann kommst du wieder", niemand der pünktlich Essen verlangt und....keine Stapel an Hemden mehr bügeln oder Anzüge in die Reinigung schleppen. Irgendwie ein befreiendes und herrliches Gefühl!

Zumindest eine Zeit lang!
Igendwann kommt aber Tag, an dem ich abends alleine zu Hause sitze, was eben öfter vor kommt, wenn man Single ist und ich fühle mich sehr alleine. Ach. wäre es schön, wenn jetzt jemand da wäre, der ein Glas Wein mit mir teilt, ein wenig redet und kuschelt!!! Ist doch nicht zu viel verlangt, oder?

Aber: Keiner da und auch kein passender Kanidat in Sicht! Freunde habe genug, aber eben niemand für Herz, Seele und Körper!
Da kam mir eine geniale Idee: Im Internet gibt es doch jede Menge Singlebörsen und angeblich mit relativ guten Erfolgschancen. Okay! Habe ja nichts zu verlieren und probieren kann man es ja mal.
Also habe ich mich durch den Sumpf an Anbietern gegraben und mich schließlich für einen entschieden. Hier wird mit hohen Niveau der Suchenden und entsprechenden, passenden Alter für meine spezielle Suche feste geworben.
Stundenlang beantworte ich diverse Fragen zur Erstellung meines Profils, wie zum Beispiel "welche ist deine Lieblingsfarbe?" Das ist wohl sicher ein ausschlaggebende Kriterium für jede Partnerschaft und enorm wichtig. Man stelle sich mal vor: meine Lieblingsfarbe wäre grün und er hasst sie, aber ich streiche das Schlafzimmer in dieser Farbe. Das geht ja gar nicht!
Naja, irgendwann hatte ich alle diese "wichtigen" Fragen beantwortet, Fotos eingestellt und los gings. Ich war schon sehr gespannt auf die Ergebnisse.
Täglich schaute ich in meinem Emailaccout nach, ob sich jemand gemeldet hat. Ich selbst schaue natürlich auch, wer von den Vermittlungsspezialisten vorgeschlagen wird und klicke mich neugierug durch das männliche Angebotsaufkommen. Zum selbst Schreiben fehlte mir erstmal der Mut! Blöd, ich weiß und ich ärgere ich ein wenig darüber.
Eines Tages stelle ich fest, dass ein und der selbe Mann immer wieder bei mir rein schaut, schreibt aber nicht. Also dachte ich, "Hoppla, genau so ein Schisser wie ich! Der traut sich auch nicht. Ich nehme allen Mut zusammen und frage ihn einfach! Und prompt kam die Antwort: "Ja, du interessierst mich sehr, aber ich habe mich nicht getraut, dir zu schreiben. Es ist das erste Mal für mich, dass ich so etwas mitmache."
Aha, auch ein Neuling. Wie ich. Aber das Eis ist erstmal gebrochen und wir unterhalten uns ganz nett über alle Möglichen Themen und er macht einen sehr netten und intelligenten Eindruck. Er ist ebenfalls geschieden, Ingenieur und sieht zumindest auf dem Foto sehr gut aus.Außerdem lebt er nicht allzu weit weg und unsere Interessen scheinen einigermaßen zu passen. Fein!
Es dauert nicht langeund ich gewinne Vertrauen. Die Emails werden persönlicher und bald erzähle ich, was ich beruflich mache. Wir tauschen viele alltäglichen Dinge aus und er erfährt von mir, wie viele Kinder ich habe, wie alt und vieles mehr.

Als er meine Beruf eerfähr, kommt plötzlich eine Aufzählung seiner sämtlichen Beschwerden im Rücken und dass er Rente beantragen wolle aus diesem Grunde. Tja, ich bin Pysiotherapeutin und so etwas wird gerne für allerlei Wehwehchen in Anspruch genommen, die sich im Laufe der Jahre ja schließlich oftmals automatisch einstellen. Ach wie praktisch!

Ehrlich gesagt, hatte ich auf einen sportlichen Partner gehofft. "Oh je", dachte ich enttäuscht. Ich suche doch jemanden zum Ski fahren und für ausgedehnte Bergtouren und nicht zum therapieren. Geht das dann überhaupt? Er meinte, "ja, so schlimm sind seine Beschwerden ja nun auch wieder nicht!"
Irgendwann war es dann an der Zeit sich zu treffen. Wir verabredeten einen Treffpunkt in der Mitte unserer Wohnorte und trafen uns ganz romantisch am Starnberger See.

Mein Herz klopfte wie bei einem Teenager und ich war furchtbar aufgeregt. Mein erstes Blind Date!
Da stand er! Aus der Entfernung nicht unsympatisch: groß, einigermaßen schlank, grau meliertes Haar. Ich gehe auf ihn zu, wir erkennen uns sofort und lächeln uns an. Seine Fotos waren alle ernst. Jetzt weiß ich warum: Total schiefe Zähne, was seinem Lächeln eine gewisse Asymmetrie verleiht. "Hallo, ich bin Georg. Du siehst ja in Wirklichkeit viel schöner aus als auf den Fotos. So eine schöne Frau hatte ich nicht erwartet." "Toll, danke. Äh, was machen wir jetzt?"

"Ich dachte wir gehen ein paar Schritte und trinken einen Kaffee."
"Ist okay", meinte ich noch etwas verhalten.
Wir gehen los Richtung Zentrum. Da ich sehr viel Sport treibe, gehe ich immer recht flott und nach ein paar Schritten sagt er schnaufend: "Puh, kannst du bitte langsamer gehen? Mit meinem kaputten Rücken klappt das nicht mehr so schnell!"
"Oh Backe!Ich hatte es fast im Gefühl! Ein Invalide! Was wird aus meinen Wünschen für gemeinsame Unternehmungen? Aber gut, ich beschließe, dem Ganzen mal eine Chance zu geben und warte ab.
Nach einem ziemlich langsamen Spaziergang landen wir im erstbesten Cafe. Er bestellt Kuchen und Kaffee für uns und redet und redet. Ich höre zu! Aber es dreht sich ausschließlich um seine Rückenprobleme und ich sei doch die perfekte Partnerin für ihn, weil ich ihn sicher gesund machen würde.
Nach einer nervigen Stunde meinte ich, es wäre doch Zeit für einen Ortswechsel, außerdem müsse ich bald heim. Er zahlt und wir gehen. Wir schlendern noch ein wenig im Behindertentempo durch Starnberg bis zu meinem Parkplatz. Dort angekommen nimmt er meine Hand und flüstert mir zu, wie sehr er sich verliebt habe und ich sei eine tolle Zuhörerin und überhaupt. Wann wir uns wieder treffen würden.
So ein Mist.....und jetzt? Was sollte ich ihm sagen?

Ich nehme allen Mut zusammen und sage selbstbewußt:" Sorry, ich will dir nichts vormachen. Irgendwie hatte ich  mir dich als Mensch ganz anders vorgestellt. Du willst doch gar nichts von mir wissen, denn wir haben nur über deine Probleme geredet. Ich aber möchte eigentlich einen Partner, der sich für mich genauso interessiert, wie ich für ihn. Patienten, die ich kostenlos behandeln kann, finde ich genug. Es tut mir leid, aber das wird nichts und ich wünsche keine weiteren Treffen oder Kontakt."
Boah, bin ich mutig! Ich steige in mein Auto und atmete tief durch. Einen Partner, den ich von jetzt bis zum Tod pflegen kann, brauche ich wirklich nicht und irgendwie habe ich nach einem ersten date die Nase voll von Oonlinepartnerschaftskram. Es ist einfach zu anstrengend und ich fühlte mich total erschöpft. Zu Hause habe ich meinen Account sofort gelöscht.
Da machen diese Agenturen immer so viel Wind um die Übereinstimmungen der Interessen, Hobbys und Charaktereigenschaften!
Na wenigstens hat die Lieblingsfarbe gestimmt!

Dienstag, 7. Juli 2009

Eine Fahrt ins Blaue!

Die Bundesregierung hat ein neues Projekt ins Leben gerufen. Dieses Modell nennt sich "Lebenslanges Lernen" und unterstützt uns Bürger finanziell, damit wir unsere berufliche Laufbahn durch Weiterbildung in unseren fachlichen Bereichen stärken und festigen können. Da 2030 jeder 4. Bundesbürger über 67 Jahre sein wird, ist es ja nicht schlecht unsere grauen Gehirnzellen ein wenig fit zu halten.

Diese Möglichkeit habe ich allerdings schon vor einigen Jahren für die Vernetzung meiner oftmals difusen Nervenbahnen und -enden in dem verschlungenen Universums meiner Gehirnmasse entdeckt und besuche regelmäßig Kurse und Seminare.
Da ich aber auch noch zusätzlich neun bis zehn Stunden am Tag arbeite, ist so ein Wochenendkurs manchmal doch ziemlich stressig. Oftmals bleibt mir nach dem Kurs nur die Möglichkeiten mit geschlossenen Augen durch die verwüstete Wohnung gleich ins Schlafzimmer zu kriechen. Das "sturmfreie-Bude-Wochenende" meiner Kinder hinterlässt massive Spuren in allen Bereichen!
Es gibt natürlich auch noch andere Möglichkeiten! Ab und an beschränke ich mich auf ein mehr oder weniger fröhliches, "Hallo, ich gehe gleich noch weg" . Dann mache ich mich in Sekundenschnelle frisch, schaue nicht nach links oder rechts und stürme in einem affenzahn wieder aus dem Haus.
"Geschafft!" Bloß weg, bevor ich doch noch die Krise bekomme und mit meinem hochmodernen 2000 Watt Staubsauger, uraltem Wischmopp und der Flasche "Meister Proper" in der Hand verwachse.
An einem besonders sonnigen Tag nach meiner besagten Fortbildung habe ich noch auf der Heimfahrt einen Bekannten angerufen und gefragt: "Hey, gehen wir noch in den Biergarten? Die Kinder waren das ganze Wochenende alleine und ich bin sozusagen auf der Flucht vor dem Chaos! Außerdem brauche ich dringend frische Luft!"
Spontan erklärt er sich sofort bereit, wirft aber noch ein: "Du, der Himmel ist hier aber schon ganz schön schwarz! Ob das noch was wird mit dem Biergarten!"
"Ach du Miesmacher! Klar wird das was!"
Ich werfe einen Blick aus der Windschutzscheibe nach oben!
"Hier ist es total sonnig und es wird schon nicht regnen!" Ich gebe auf der Autobahn Gas und sehe vor mir in meiner Heimatrichtung schon die besagte schwarzes Wolkenfront.
"Scheiße! Ich will heute noch unbedingt raus! Egal!" Manchmal kann ich echt bockig sein.
Kaum zu Hause angekommen, schmeiße ich mich in Freizeitkluft und jage mit einem:" Hallo Kinder, wenn ich zurück bin, habt ihr frei aufgeräumt!" wieder aus dem Haus.
Mal sehen, vielleicht habe ich ja Glück und sie erhören mich?
Andi steigt an der nächsten Straßenecke ins Auto und meint: "Grüß dich...des wird nix....schau mal!" Er deutet vielsagend in den Himmel.
"Ach, wurscht! Wir fahren einfach am See entlang. Dahinten ist es doch hell?"
Ich entdecke ein kleines blaues Loch am Himmel und meine gute Laune steigt sofort wieder an. Im flotten Tempo steuere ich in die Richtung "blauer Himmel" und meckere über die vielen Touristen, die Sonntags im Schneckentempo am liebsten ihr Auto die Seestrasse langschieben würden. Der hoffnungsvolle "blaue Fleck" scheint allerdings partout nicht näher zu kommen. In der nächsten Ortschaft fängt es schlagartig an zu gießen!
"Siehste" meint Andi mit einem leichten" ich hab recht gehabt" Ton!

Aber ich bin ein unverwechselbarer Optimist. "Schau mal, wenn wir rechts abbiegen und noch ein paar Kilometer fahren, dann sind wir direkt unter dem blauen Loch im Himmel!"
Er seufzt, verdreht die Augen nach oben und lehnt sich im Auto zurück. Er weiß genau, dass ist einer der Momente, in denen es völlig aussichtslos ist, mich mit irgendwelchen vernünftigen Argumente von irgendeiner Schandtat abzuhalten. Er lehnt sich ergeben zurück und schweigt. Dabei hält er sich krampfhaft an der Lehne der Beifahrertür fest, denn ich überhole auf der schmalen Landstrasse ein paarmal rasant. Schließlich bleibt so ein Stückchen "sonniger Himmel" nicht ewig zwischen den Gewitterwolken stehen.
Und siehe da! Nach 20 km ist es dann so weit und ein Sonnenstrahl fällt ins Auto.
Triumphierend grinse ich Andi an.
"Na, was sagste jetzt!" Er seufzt wieder und meint: "Ok, lass uns in den Biergarten oben am Berg gehen!"

Herrlich diese Aussicht. Man kann das ganze Tal sehen und die Luft ist klar und frisch! Die Sonne scheint durch die alten Kastanienbäume und ich schließe selbstzufrieden die Augen. So habe ich mir den Abend vorgestellt, genau so!
Wir bestellen ein Bier und was zu essen und ratschen ein wenig über meine Fortbildung und das Wochenende. Mein Blick geht in die Richtung, aus der wir gekommen sind. Dort kann man den massiven schwarzen Wolkenstreifen erkennen, der zentimeterweise am Himmel näher rückt.
"Du, ich glaube, der Wind bläst in unsere Richtung, " werfe ich in die doppelt und dreifach wiederholten Erzählungen von meinem Bekannten ein. Der Kerl kann sich nie merken, was er mir schon erzählt hat und was nicht. Ich habe es inzwischen aufgegeben, ihm ständig zu sagen: "Du Andi, das hast du mir doch erst letztes Mal erzählt!"
Er ist jedesmal so frustriert und schaut mich dann an wie "Dackel Waldi". Wenn ich ihn dagegen erzählen lasse, ist er immer ganz stolz, so viel Neuigkeiten für mich zu haben. Also warum soll ich ihm diese Illusionen nehmen.
Der Kellner bringt unser Essen und mit einem Auge hänge ich immer noch an der rasend schnell heranziehenden Unwetterfront.
"Viellelicht schaffen wir es noch", denke ich und esse genüßlich.
Zwei Minuten später fällt mir der erste Tropfen auf den Teller, dann auf die Hand und bevor ich noch etwas sagen kann, rauschen dicke, fette Wassertropfen auf uns nieder. Die Menschen im Biergarten packen alle ihre Teller und Habseligkeiten und retten sich ins Lokal. Ganz kurz gibt es noch ein heftiges Geknubbel im Türbereich und der Letzte hat das Pech nicht nur eine verwässerte Soße zu haben, sondern auch noch klitschnass nachzurücken.
Draußen tost der Wind und das Unwetter hat alles im Griff. Äste brechen und schlagen auf den Boden, Stühle fallen um und Schirme kippen auf den Kies. Es donnert laut auf das Dach und alle essen leise die Reste ihrer Mahlzeiten mit verängstigten Blicken aus den Fenstern. Ehrfürchtiges Gemurmel ist aus verschiedenen Tischbereichen zu hören.
Nach einer halben Stunde hat es sich dann wieder etwas beruhigt und es regnet nur noch mäßig stark.
Das sehen wir sogleich als Chance, dem unfreiwilligen Ausflug in das spießige Innenleben des Ausflugslokals ein Ende zu breiten. Wir zahlen und flüchten schon zum zweiten Mal an diesem Tag. Diesesmal allerdings freiwillig in Richtung schwarzer Wolkenfront - Richtung Heimat!
Trotzdem schön, an diesem Tag ein Stückchen blauen Himmel gefunden zu haben!

Montag, 6. Juli 2009

Mit Socken durch´s Ritz

Frauen und Mode - diese Liebe oder Vorliebe wird wohl niemals je ein Mann verstehen. Aber irgendwelche angeborenen Urinstinkte sagen uns Frauen, dass wir uns herausputzen, verkleiden, stylen und gleichzeitig aber auch anpassen müssen. Und zwar dem Modediktat der meist schwulen italienischen und spanischen Designer, die wiederum jede Saison meist schicke, aber nicht immer bequeme Verkleidungsvorschläge für die weibliche Bevölkerung kreieren.

In dem Jahr, als diese Geschichte passiert ist, hatte ich ungeheueres Glück, was die Mode betrifft. Leder und flache Stiefel sind der letzte Schrei.

Ich bin geschäftlich in London! Durch Zufall habe ich an den aufregenden Job ergattert - Männerunterhosen in einer Benchmark-Studie mit Preis, Stil, Verkaufspräsentation in den Londonern Kaufhäusern miteinander zu vergleichen. Dazu sollte ich noch das Kaufverhalten der Kunden analysieren.

Eigentlich ja kein schwieriger Job, außer das es doch mit der Zeit etwas auffällt, wenn man als Frau stundenlang zwischen den Wühltischen der Männerunterwäschenabteilungen umher stromert.
Dazu war ich natürlich auch noch super gestylt. Weiße modische Lederjacke, weiße hautenge Lederhose und dazu die passenden weißen Lederstiefelchen! Meine langen blonden Haare standen zu dem strengen Lederstil im krassen Gegensatz und dadurch fiel ich einfach auf. Ich war natürlich der Meinung, ganz schick und supertoll rüberzukommen!

Mit diesem Auftreten durchforstete ich die erste Männerunterhosenabteilung eines riesigen Kaufhauses und schrieb immer fleißig mit, wieviel der getigerten, der Feinripp und der Militäranmuteten Unterhosen bis "Zweimannzelte"über den Ladentisch gingen. Ganz offen wandele ich leicht naiv mit meiner Studienmappe durch die Auslagen. Die irritierten Blicke der kaufenden Männer stören mich kein bißchen - schließlich ist das ja alles rein wissenschaftlich, was ich hier treibe.


Als ich aber nach einer halben Stunde von einem Securitymann aufgefordert werde, das Kaufhaus sofort zu verlassen, nachdem ich ihm von meiner Arbeit für eine deutsche Firma erzählt habe, werde ich etwas vorsichtiger.
Beim nächsten Kaufhaus stelle ich mich schon wesentlich geschickter an. Wie ein Spion verstecke ich mich hinter den Vitrinen und beobachte heimlich die Männer durch das Glas, schleiche leicht gebückt durch die Auslageregale und schreibe in meiner Tasche die Daten und Fakten in meine Unterlagen. Allerdings scheint das noch weniger gut anzukommen, denn diesmal fliege ich gleich ohne große Erklärung aus dem Kaufhaus.


Daraufhin tue ich einfach nur noch mein Bestes und versuche bei den weiteren Kaufhäusern alles möglichst schnell und unauffällig zu erfassen. Stolz stelle ich fest, dass ich langsam eine gewisse professionelle Routine entwickele und nur noch einmal ein Kaufhaus auf mehr oder weniger gewaltsame Art verlassen muss. So verbringe ich den ganzen Tag und entwickele mich absolut konzentriert zu einer wahren Expertin mit dem Fachgebiet "Männerunterhosen"!


Am meisten freue ich mich aber auf den Nachmittag! Ein gutbetuchter Bekannter, der auch gerade in London ist, erfüllt mir einen langersehnten Wunsch! Teatime im Ritz! Um 16:00 werden wir uns treffen und ich bin schon richtig aufgeregt.


Endlich habe ich auch die Männerwäscheabteilung von Harrods hinter mir und laufe noch in den Green Park. Meine Füße schmerzen so langsam, obwohl ich diese superschönen, weichen, flachen, weißen Lederstiefelchen anhatte. Bei jedem Schritt mit meinen neuen Designerschühchen spüre ich einen brennenden Schmerz - und zwar an beiden Füßen.


"Ach, dass gibt sich wieder...Überanstrengung", denke ich mir und suche ein ruhiges Plätzchen auf einer Rasenfläche in der Parkanlage. Mit Blick auf die Uhr stelle ich fest, dass ich noch herrlich eine Stunde entspannen kann. Neugierg ziehe ich meine Stiefel aus, um zu sehen, wo die Wurzel der Schmerzen liegt und siehe da, meine Socken sind blutrot und ich habe an beiden Fersen eine riesige, offene Blase. Mir wird sofort schlecht!

Sich so etwas anzuschauen ist psychologisch nicht unbedingt vorteilhaft. Sofort pocht und sticht es an diesen Stellen richtig heftig und ich habe höllisch brennende Schmerzen.
"Oh, nein!" Ich stöhne wehleidig vor mich hin. "Wie soll ich nachher nur wieder in meine Schuhe kommen?"


Vielleicht ziehe ich sie am besten gleich wieder an und ertrage den Schmerz. "Autsch!" NEEEEE, das geht gar nicht!" stelle ich schnell fest. Genügend Geld für ein paar offene Gesundheitsschlappen hatte ich auch nicht mehr dabei. Meine Geldreserven hatten sich in den Damenabteilungen der Kaufhäuser in Wohlgefallen aufgelöst.


Ein Blick auf die Uhr und mir war blitzartig klar, dass ich mich entscheiden musste.


Teatime - oder nicht! "Nichts, da!" dachte ich mir. "Nach dem stressigen Tag habe ich mir das echt verdient!"

Mit meinen Stiefeln in der Hand und mit blutroten Flecken an den Fersen mache ich mich auf den Weg zum Ritz. Ein Türsteher mit goldbehafteter, roter Uniform blickt arrogant geradeaus, doch als ich mit bestimmten Schritten trotzig mit meinen Stiefeln in der einen Hand und der Einkaufstüte in der anderen Hand sockig an ihm vorbei stapfe, fallen ihm fast die Augen aus dem Kopf.


Ich lächele ihn an, hebe meine Ferse in seine Richtung und zucke entschuldigend mit der Achsel. Dann stapfe ich weiter! Irgendwie hatte ich mir Mitleid oder Verständnis erhofft, aber er schüttelt entsetzt mit dem Kopf. Da gebe ich Gas und sause durch den Eingang. Er ruft mir etwas hinterher, aber ich lasse mir doch mein geliebtes Teatime nicht von so einem arroganten Schnösel verbieten.
Trotz schmerzender Füße stürme ich schlangenlinienförmig um die Tische, entdecke von weitem meinem Bekannten, winke freudig und fliege fast über einen kleinen rattengesichtigen Hund, der sich mitten im Gang neben einer hochtoupierten älteren Dame platziert hatte. Stolpernd komme ich am Tisch meines Bekannten an und höre schon den Türsteher hinter mir rufen. Alle Menschen schauen mich an und ich drehe mich aprupt um. Dabei fliegt mir ein Stiefel aus meiner schwitzig, aufgeregten Hand und ein netter älterer Herr vom Nachbartisch fängt ihn routiniert wie ein Baseballspieler auf, bevor er auf seinem Tisch zwischen den sandwichs landen konnte. Inzwischen ist der Türsteher aufgerückt und mein Bekannter sowie der Herr vom Nachbartisch reden leise auf ihn ein.


Peinlich berührt und müde sinke ich auf einen Stuhl und will eigentlich nur eines - Teatime - und zwar in Ruhe und mit Genuss!


Nach einigen Minuten verzieht sich der Türsteher wieder, wirft mir aber noch einen bitterbösen Blick zu. Dafür lacht mich der nette Stiefelfänger vom Nachbartisch an und stellt mir den Schuh neben die Einkaufstüte.

"You have lovely boots and it was a pleasure for me to catch this too!"

Ich grinse vergnügt: Sag ich doch, die Stiefel sind echt klasse!

Sonntag, 5. Juli 2009

Sonntagsimpressionen



"Die Summe unseres Lebens sind die Stunden, in denen wir liebten. "
Wilhelm Busch
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