Dienstag, 22. September 2009

Blumenzwiebeln stecken im Akkord!

Der Herbst ist da und so langsam muss der Garten wieder für seine Ruhephase vorbereitet werden. Damit es im Frühling auch an allen Ecken und Enden frühzeitig blüht, kaufe ich "Massen" an Tulpenzwiebel, Narzissen, Blausternchen und Krokussen.

Vor meinem geistigen Auge entstehen um diverse Büsche Blumenkreise und Rabatte mit golggelben und blauen Blüten. Ich schaue auf die Uhr und erschrecke: " Schon wieder fast 17:00 Uhr? Ich muss doch noch bügeln, kochen und später bin ich eingeladen!"
Laut rufe ich meinen 16 Jahre alten Sohn aus seinem Bildschirm verschanzten Zimmer heraus:
"Ali, kannst du mir mal bitte helfen?"
Die Musik erscheint mir prompt ein bißchen lauter und meine Stimme passt sich an: " Aaaaallli, kommst du bitte mal runter!"
Die Tür schiebt sich einen Spalt auf und eine missmutige Stimme erklingt:" Was issn!"
Klar, was hatte ich denn erwartet? Immer wenn ich laut rufe, weiß mein Sohn intuitiv, es wartet ein Job auf ihn!
"Helfe mir mal bitte schnell! Dauert ja nicht lange!"

Die Hände tief in die Hosentaschen vergraben, schlappt er die Treppe hinab....betont langsam.
"Schau mal....!" Ich deute aus der Tür in den Vorgarten und strahle ihn aufmunternd an. "Das ist ganz einfach. Ich habe schon überall die Säcke mit den Blumenzwiebeln an die richtige Stelle gelegt. Du musst sie nur noch eingraben.
"Die Säcke?" Mein Sohn sieht mich erwartungsvoll an.
"Nein....natürlich jede Blumenzwiebel einzeln und nicht die ganzen Säcke auf einmal!"
Genervt schüttele ich den Kopf.
"Bitte beachte aber die Pflanztiefe!"
Mein Sohn blickt mich verständnislos an und bleibt stehen.
Ok...hier gibt es noch Erklärungsbedarf. Das merke ich sofort!
"Komm, ich zeige dir, wie das geht!"
Die Ruhe selbst, mache ich mich an das Eingraben der ersten Zwiebeln um den Rhododendron und zeichne mit der Schaufel die Stellen ein, wo er die Zwiebeln einsetzen soll.
Prima, das ist angekommen! Er nimmt eine Hand aus der Hosentasche und haut die kleine Schaufel in die Erde.
Ich gehe in das Wohnzimmer, wo schon meine Bügelwäsche auf mich wartet. Gedankenverloren und mit ablenkender Musik im Hintergrund mache ich mich an die Arbeit. Nach 10 Minuten geht mein Sohn mit beiden Händen in der Hose wieder an mir vorbei auf die Terasse.
Erstaunt hebe ich eine Augenbraue. "Schon fertig?"
"Nööööö!" Er geht wieder zurück in den Vorgarten und hat den Spaten auf der Schulter!
"Was willst du denn mit dem Spaten?" rufe ich noch hinterher, aber da kann ich nur noch hören:" Lass mich mal machen...das geht viel schneller so!"

In der letzten Ausgabe von Schule und Lernen habe ich gelesen, dass man Kinder in ihrem Tun unterstützen und sie zu eigenen Lösungen motivieren soll.
"Na, dann mach mal.....!" So ganz wohl ist mir allerdings nicht dabei.

Am Abend ist alles fertig!

Am nächsten Morgen stürmen wir wie gewohnt etwas zu spät aus der Haustür.
Als ich dabei durch den Vorgarten komme, bleibt mir vor Entsetzen der Mund offen stehen. Ich stehe vor dem Rasenstück und kann es nicht fassen.
Durch meinen Rasen zieht sich eine 3 Meter lange Schneise aus Lehm und Erde. Sie verläuft diagonal durch den Garten und zieht aus, wie ein zugeschütteter Schützengraben.
"Was ist das?"
Der Ohnmacht nahe und geistig verwirrt deute ich auf den Erdwall!
"Mein Sohn zuckt mit den Achseln und meint:" Das ging gestern viel schneller so! Dann kommen sie halt quer im Garten aus der Erde! Das ist auch schön. Echte Akkordarbeit! Ich konnte sie so alle auf einmal reinkippen!" Stolz blickt er mich an.

"Reinkippen?" Meine Stimme erreicht eine hysterische Höhe.
"Du weißt doch wohl, dass man eine Blumenzwiebel richtig herrum einpflanzen muss, oder?"
Mein Sohn schaut mich an. " Mensch, Mama, das sagst du aber reichlich spät! Ich dachte, das ist wurscht!"

Ich seufze tief und sende heimlich ein Stossgebet zum Himmel!
Über 60 Narzissen wachsen nun im Frühjahr mit Ihren wunderschönen, gelben Blüten unter einer Tonne Erde und Lehm Richtung China! Fantastisch!

Montag, 21. September 2009

Ob der wohl laufen kann?

Endlich ist es soweit. Seit Wochen organisieren wir unseren jährlich Firmenlauf und nun sitze ich mit einer Decke eingewickelt am PC des Nachmeldestandes. Die feuchte Kälte des nachts ausgekühlten Bodens krabbelt mir so langsam die Glieder hoch. Aber daran darf ich einfach nicht denken, denn ich bin super im Stress. Immer wieder stehen neue Leute da und wollen sich nachmelden und haben Fragen. Ohne aufzuschauen tippe ich die Namen und Jahrgänge in die entsprechenden Felder der Laufverwaltung. Meine Finger sind eiskalt und ich schütte mir einen Tee in meine Tasse. Ab und zu trinke ich mal einen Schluck oder halte mich kurz daran fest, um meine Finger aufzuwärmen. Ich spüre, dass jemand direkt vor mir steht und schaue auf. Ein älterer Herr fixiert mich mit einem durchdringenden Blick. Ich schätze ihn auf Anhieb so um die 70 Jahre.
"Grüß Gott, Fräulein! Kann man sich hier noch anmelden?"
Erstaunt betrachte ich ihn jetzt intensiver. Er hat eine leicht gekrümmte Haltung und wirkt er wackelig.
"Ähhhh...für was möchten sie sich denn anmelden? Walken?"
Er schüttelt den Kopf. Meine Kollegin gibt ihm schon mal den Nachmeldebogen und er füllt ihn stillschweigend aus. Dann zahlt er und packt seinen Geldbeutel in seinen gameligen Rucksack. Schnell ist er wieder aus unserem Blickfeld verschwunden.
Als der ausgefüllte Nachmeldebogen dann vor mir liegt, fallen mir fast die Augen aus dem Kopf! Hauptlauf und Jahrgang 1939!
Naja...der wird hoffentlich wissen, was er tut. Endlich ist die Nachmeldezeit vorbei und ich ziehe mich noch rasch um. Der Start fällt mir schwer, denn ich bin total ausgekühlt. Nach 2 km geht es einigermaßen. Kaum im Ziel trinke ich etwas und rede hier und da noch mit den anderen Läufern über die Zieleinläufe und ihre Zeiten. Den alten Herrn habe ich aber nirgendwo mehr gesehen - weder beim Start noch beim Ziel. Dann muss ich auch schon wieder in den Zeitmessungswagen, um die Urkunden vorzubereiten.
Beim durchscrollen der Teilnehmer bleiben meine Augen an dem Jahrgang 1939 hängen. Wow, der ältere Herr ist tatsächlich unter den ersten 20 Teilnehmern, die ins Ziel gekommen sind. Zur Sicherheit überprüfe ich nochmal die Zeit, nicht das hier vielleicht ein Fehler vorliegt, aber es stimmt. Er ist eine super Zeit gelaufen und so manch ein junger Hüpfer kann sich hier eine Scheibe abschneiden. Hut ab!

Dieses Erlebnis zeigt mir wiedermal...beurteile nie jemanden nach seinem Äußeren und gebe jedem die Chance, zu zeigen, was er kann!

Sonntag, 20. September 2009

Nackenset ade!

In meinem Job wird vieles über Online Meetings abgehandelt.
Wozu die Umwelt noch mit stinkenden Abgasen verpesten, wenn man Geschäftspartner auch entspannt über eine Konferenztool treffen und sprechen kann. Wenn hierbei nicht gerade eine Kamara live mitschneidet, könnte ich das sogar in meinem Lieblings-Jogginganzug und meinen Puschelhausschuhen erledigen. Klasse!
Aber meistens spielt es sich doch in einem eher nüchternen Konferenzsaal mit etlichen Arbeitkollegen und Mitgliedern der Geschäftsleitung ab.

So auch wie bei diesem Termin. Zu der Sitzung sind 8 Leute eingeladen und sitzen schon alle erwartungsvoll an dem 8 Meter langen Tisch. Da ich mich in die online-sitzung gerade erst einwählen muss, werde ich leicht hektisch. Die Kollegen vorher haben sich mit ihrer Besprechung Zeit gelassen und ich konnte nicht an den PC im Raum. Vielen Dank liebe Kollegen!
Hektisch wähle ich mich ein und höre schon eine Stimme....."Ja wo bleibt denn Frau XXX! Schweißtropfen bilden sich langsam auf meiner Stirn und ich merke: "Shit, wir habe noch kein Mikro angeschlossen!"
Die Leute im Raum starren mich nieder und warten. Meine Chefin flüstert leise...."Soll ich die IT anrufen ?"
Ich nicke dankbar und schreibe ins Chat: " Hallo, wir sind da, habe aber noch kein Mikro! Starten sie die Konferenz, wir hören erstmal nur zu!"

In der Zwischenzeit steht der Hardy von der IT vor mir.
"Du, ich brauche schnell ein Mikro! Kannst du mir mal eins bringen?"
Er bekommt große Augen: " Ham wir nich!"

Ich funkele ihn an: "Wir werden doch wohl ein Headset mit Mikro haben, oder nicht?"

ER: "Nö...nur für´s Telefon...aber nicht für den PC!"

Unglaublich! Im Zeitalter der Telefonkonferenzen und Onlinemeeting lebt unsere Firma mal wieder technisch hinter dem Mond!
Im Hintergrund läuft die Stimme der Moderatorin, die mich inzwischen auch wieder irgendwas gefragt hat. Schnell klopfe ich die Antwort halbherzig ins Chatfenster und hoffe, das sie passt. Schließlich war ich hier mit anderen Dingen beschäftigt.
Meine Chefin meint zu Hardy: " Du, gehe mal ins Büro von Erwin, der hat so was!"

Inzwischen werden doch einige Informationen von den externen Konferenzteilnehmern von mir abverlangt und ich schreibe wie wild ins Chat...die anderen Teilnehmer reden fein miteinander. Ist das doof!
Hinter mir taucht Hardy von der IT auf und drückt mir das Headset in die Hand. Ohne meine Augen vom Bildschirm zu lassen, setze ich es mir auf den Kopf. Schließlich kann ich es mir nicht leisten, irgend etwas zu verpassen, wenn ich wieder auf Fragen antworten muss. BEim Aufsetzen habe ich allerdings ein merkwürdiges Gefühl. Ich spüre, dass dieses Headset auf der linken Kopfseite nicht bis zu meinen Ohren reicht. Die anderen quatschen inzwischen aufgeregt dazwischen. Teste doch mal, ob Frau Schmidt uns hört. Ich rede ins Micro: "Hallo Frau Schmidt...wir habe jetzt ein Micro...hören sie mich?"
Dieses blöde Headset nervt und sitzt unbequem auf dem Kopf. Ein Ohrteil sitzt irgendwo oberhalb meines Ohres und das andere sitzt richtig. Gleich fliegt es mir wieder vom Kopf. Genervt ziehe ich beim Reden an dem Ohrteil. Nichts! Das Ding rutscht nur auf meinen Haaren hin und her und will sich nicht in die richtige Position ziehen lassen. Daei rede ich ins Micro und erkläre Frau Schmidt unser Zusammentreffen und unser Anliegen.
Ist das nervig!
Ich reiße nochmal richtig an und höre plötzlich nur ein lautes "Krakkkk"!
In meiner einen Hand habe ich das linke Ohrteil, aus dem fröhlich ein Kabel hin und her bammelt. Das Headset ist mir dabei über den Kopf gerutscht und meine langen Haare hängen wild ins Gesicht.
Meine Mitteilnehmer finden das natürlich super lustig und ich betrachte erst erstaunt das einzelne Ohrteil in meiner Hand und dann den ITler:
"Was ist das für ein Mist!"
Er grinst mich doof an und meint: "Das ist ja auch kein Headset, sondern ein Nackenset! Das musst du dir um den Hals legen und nicht auf den Kopf setzen!"
Bohhhh, war ich sauer! Warum sagt er mir das nicht vorher und schaut seelenruhig zu, wie ich ins Fettnäpfchen trete.
Peinlich berührt blicke ich in die Runde und grinse verlegen: "Vincent van Gogh wäre froh über so ein schönes Headset!" Ich schwenke das bammelnde Kopfteil in der Luft herum und widme mich mit leicht roten Wangen wieder meinem Chatfenster!
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