Mittwoch, 8. Juli 2009

Vom Suchen und Finden!

Blogbeitrag einer Freundin:

Nach meiner Scheidung und dem Gefühl "endlich frei" zu sein, war ich ständig unterwegs, habe neue Freunde gefunden, mir ein neues Hobby zugelegt und das Alleinsein richtig genossen. Keine Diskussionen "wo gehst du hin, wann kommst du wieder", niemand der pünktlich Essen verlangt und....keine Stapel an Hemden mehr bügeln oder Anzüge in die Reinigung schleppen. Irgendwie ein befreiendes und herrliches Gefühl!

Zumindest eine Zeit lang!
Igendwann kommt aber Tag, an dem ich abends alleine zu Hause sitze, was eben öfter vor kommt, wenn man Single ist und ich fühle mich sehr alleine. Ach. wäre es schön, wenn jetzt jemand da wäre, der ein Glas Wein mit mir teilt, ein wenig redet und kuschelt!!! Ist doch nicht zu viel verlangt, oder?

Aber: Keiner da und auch kein passender Kanidat in Sicht! Freunde habe genug, aber eben niemand für Herz, Seele und Körper!
Da kam mir eine geniale Idee: Im Internet gibt es doch jede Menge Singlebörsen und angeblich mit relativ guten Erfolgschancen. Okay! Habe ja nichts zu verlieren und probieren kann man es ja mal.
Also habe ich mich durch den Sumpf an Anbietern gegraben und mich schließlich für einen entschieden. Hier wird mit hohen Niveau der Suchenden und entsprechenden, passenden Alter für meine spezielle Suche feste geworben.
Stundenlang beantworte ich diverse Fragen zur Erstellung meines Profils, wie zum Beispiel "welche ist deine Lieblingsfarbe?" Das ist wohl sicher ein ausschlaggebende Kriterium für jede Partnerschaft und enorm wichtig. Man stelle sich mal vor: meine Lieblingsfarbe wäre grün und er hasst sie, aber ich streiche das Schlafzimmer in dieser Farbe. Das geht ja gar nicht!
Naja, irgendwann hatte ich alle diese "wichtigen" Fragen beantwortet, Fotos eingestellt und los gings. Ich war schon sehr gespannt auf die Ergebnisse.
Täglich schaute ich in meinem Emailaccout nach, ob sich jemand gemeldet hat. Ich selbst schaue natürlich auch, wer von den Vermittlungsspezialisten vorgeschlagen wird und klicke mich neugierug durch das männliche Angebotsaufkommen. Zum selbst Schreiben fehlte mir erstmal der Mut! Blöd, ich weiß und ich ärgere ich ein wenig darüber.
Eines Tages stelle ich fest, dass ein und der selbe Mann immer wieder bei mir rein schaut, schreibt aber nicht. Also dachte ich, "Hoppla, genau so ein Schisser wie ich! Der traut sich auch nicht. Ich nehme allen Mut zusammen und frage ihn einfach! Und prompt kam die Antwort: "Ja, du interessierst mich sehr, aber ich habe mich nicht getraut, dir zu schreiben. Es ist das erste Mal für mich, dass ich so etwas mitmache."
Aha, auch ein Neuling. Wie ich. Aber das Eis ist erstmal gebrochen und wir unterhalten uns ganz nett über alle Möglichen Themen und er macht einen sehr netten und intelligenten Eindruck. Er ist ebenfalls geschieden, Ingenieur und sieht zumindest auf dem Foto sehr gut aus.Außerdem lebt er nicht allzu weit weg und unsere Interessen scheinen einigermaßen zu passen. Fein!
Es dauert nicht langeund ich gewinne Vertrauen. Die Emails werden persönlicher und bald erzähle ich, was ich beruflich mache. Wir tauschen viele alltäglichen Dinge aus und er erfährt von mir, wie viele Kinder ich habe, wie alt und vieles mehr.

Als er meine Beruf eerfähr, kommt plötzlich eine Aufzählung seiner sämtlichen Beschwerden im Rücken und dass er Rente beantragen wolle aus diesem Grunde. Tja, ich bin Pysiotherapeutin und so etwas wird gerne für allerlei Wehwehchen in Anspruch genommen, die sich im Laufe der Jahre ja schließlich oftmals automatisch einstellen. Ach wie praktisch!

Ehrlich gesagt, hatte ich auf einen sportlichen Partner gehofft. "Oh je", dachte ich enttäuscht. Ich suche doch jemanden zum Ski fahren und für ausgedehnte Bergtouren und nicht zum therapieren. Geht das dann überhaupt? Er meinte, "ja, so schlimm sind seine Beschwerden ja nun auch wieder nicht!"
Irgendwann war es dann an der Zeit sich zu treffen. Wir verabredeten einen Treffpunkt in der Mitte unserer Wohnorte und trafen uns ganz romantisch am Starnberger See.

Mein Herz klopfte wie bei einem Teenager und ich war furchtbar aufgeregt. Mein erstes Blind Date!
Da stand er! Aus der Entfernung nicht unsympatisch: groß, einigermaßen schlank, grau meliertes Haar. Ich gehe auf ihn zu, wir erkennen uns sofort und lächeln uns an. Seine Fotos waren alle ernst. Jetzt weiß ich warum: Total schiefe Zähne, was seinem Lächeln eine gewisse Asymmetrie verleiht. "Hallo, ich bin Georg. Du siehst ja in Wirklichkeit viel schöner aus als auf den Fotos. So eine schöne Frau hatte ich nicht erwartet." "Toll, danke. Äh, was machen wir jetzt?"

"Ich dachte wir gehen ein paar Schritte und trinken einen Kaffee."
"Ist okay", meinte ich noch etwas verhalten.
Wir gehen los Richtung Zentrum. Da ich sehr viel Sport treibe, gehe ich immer recht flott und nach ein paar Schritten sagt er schnaufend: "Puh, kannst du bitte langsamer gehen? Mit meinem kaputten Rücken klappt das nicht mehr so schnell!"
"Oh Backe!Ich hatte es fast im Gefühl! Ein Invalide! Was wird aus meinen Wünschen für gemeinsame Unternehmungen? Aber gut, ich beschließe, dem Ganzen mal eine Chance zu geben und warte ab.
Nach einem ziemlich langsamen Spaziergang landen wir im erstbesten Cafe. Er bestellt Kuchen und Kaffee für uns und redet und redet. Ich höre zu! Aber es dreht sich ausschließlich um seine Rückenprobleme und ich sei doch die perfekte Partnerin für ihn, weil ich ihn sicher gesund machen würde.
Nach einer nervigen Stunde meinte ich, es wäre doch Zeit für einen Ortswechsel, außerdem müsse ich bald heim. Er zahlt und wir gehen. Wir schlendern noch ein wenig im Behindertentempo durch Starnberg bis zu meinem Parkplatz. Dort angekommen nimmt er meine Hand und flüstert mir zu, wie sehr er sich verliebt habe und ich sei eine tolle Zuhörerin und überhaupt. Wann wir uns wieder treffen würden.
So ein Mist.....und jetzt? Was sollte ich ihm sagen?

Ich nehme allen Mut zusammen und sage selbstbewußt:" Sorry, ich will dir nichts vormachen. Irgendwie hatte ich  mir dich als Mensch ganz anders vorgestellt. Du willst doch gar nichts von mir wissen, denn wir haben nur über deine Probleme geredet. Ich aber möchte eigentlich einen Partner, der sich für mich genauso interessiert, wie ich für ihn. Patienten, die ich kostenlos behandeln kann, finde ich genug. Es tut mir leid, aber das wird nichts und ich wünsche keine weiteren Treffen oder Kontakt."
Boah, bin ich mutig! Ich steige in mein Auto und atmete tief durch. Einen Partner, den ich von jetzt bis zum Tod pflegen kann, brauche ich wirklich nicht und irgendwie habe ich nach einem ersten date die Nase voll von Oonlinepartnerschaftskram. Es ist einfach zu anstrengend und ich fühlte mich total erschöpft. Zu Hause habe ich meinen Account sofort gelöscht.
Da machen diese Agenturen immer so viel Wind um die Übereinstimmungen der Interessen, Hobbys und Charaktereigenschaften!
Na wenigstens hat die Lieblingsfarbe gestimmt!

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