Samstag, 18. Juli 2009

Heimfahrt mit Hindernissen

Gestern war ich auf dem Geburtstag einer Bekannten. Es waren viele nette Leute da und wir haben über alles mögliche gelacht. Das wiederum lag sicherlich auch am Prosecco-Konsum, denn die prickelnde Flüssigkeit wurde ständig nachgeschenkt. Eigentlich hasse ich das ja! Man weiß zum Schluß nie, wieviel man wirklich getrunken hat, sondern nur, dass man dauernd getrunken hat. Dazu kommt bei Geburtstagen der alte Brauch, ständig auf das Geburtstagskind anstoßen zu müssen.
"Hey, haben wir schon auf Silke getrunken?" ruft Klaus.
Alle nicken schon leicht benebelt, aber dass kann Klaus ja nicht wissen, weil er eben erst zur Tür reingekommen ist und wir schon seit mindestens zwei Stunden mit jedem Nachrücker  und allerlei blöden Trink- und Geburtstagssprüchen auf das Geburtstagskind anstoßen. Aber egal, schließlich ist man auf einer Party!

"Ein Prosit auf Silke!" Alles Gute!" Klaus ist "Zugereister" und ist noch etwas verklemmt. Gegen das Erste ist kein Kraut gewachsen! Das zweite Übel gibt sich hoffentlich noch!
Wir anderen kichern schon wieder über irgendeinen Mist! Der Abend vergeht und ich habe Klaus kein einziges Mal lachen sehen. Humorloser Pinkel!

So um 2:50 Uhr erzähle ich Klaus, dass er bei mir einen toootal verklemmten Eindruck hinterlassen hat! Er guckt ganz bedröppelt und kann vielleicht gar nichts dafür. Der Arme muss noch Autofahren. Auch gut!
Dafür das er den lieben langen Abend so unspaßig war, darf er mich heimfahren. Ich bin nämlich ziemlich "spaßig" beieinander und kann kaum noch gerade laufen. Außerdem fällt mir mit solchen Mengen Alkohol im Blut nur Blödsinn ein. Da ist der direkte Weg nach Hause immer das Beste.
Er ist ein Gentleman und macht, was ich sage.

Leicht schwankend steige ich in einen nietnagelneuen Audi A6 ein und lehne mich in die Lederpolster zurück. Dabei schließe ich die Augen. Sofort dreht sich die Welt um mich herum im Kreis und ich reiße die Augen zur Sicherheit wieder auf.
"Klaus...ich habe einen Schwips...hicks....! Mit erhobenen Zeigefinger betone ich den Ernst der Lage.
Mein Fahrer schaut mich an und seufzt...wahrscheinlich aus Verzweiflung.
"Wo soll ich dich denn hinfahren?" will er wissen.
"Einfach den Berg hoch," bekommt er zur Antwort. Ich versuche nochmal meine Augen zu schließen, aber der Drehwurm wird nicht besser.
Der Wagen setzt sich in Bewegung und der Prosecco in meinem Magen auch. Ich spüre förmlich, wie er beim Anfahren gegen die Magenwände schwappt!
"Boh, ist mir schlecht!"
Klaus schaut erschrocken rüber.
"Soll ich anhalten?" fragt er besorgt.
"Spießer", denke ich mir, "der hat ja nur Angst um sein schönes Auto!"
Ich brumme laut "Nööööö, weiter!"
Das Auto beschleunigt wieder!
"Boh neeee, ich glaub, ich muss gleich kotzen!"
Die Reifen quietschen und ich fliege in den Gurt.
"Dann steige lieber mal aus, meint Klaus inzwischen sehr energisch!
Ich atme laut und tief durch und grinse in mich hinein.
"Ach lass mal! Das geht schon wieder! Ich dachte nur....! Fahr ruhig weiter. Ich kotze schon nicht!"
Und wieder fährt Klaus ganz vorsichtig und sanft an. Aus den Augenwinkeln kann ich sehen, dass er seine Augen nach oben dreht! Ich finde die Situation urkomisch und in meinem Kopf arbeiten die noch funktionstüchtigen Restzellen auf Hochtouren.
"Na warte, du Schweinebacke! Dir gebe ich´s, schießt mir durch das proseccogetränkte Gehirn.

"Klaus, halt mal an....mir wird schlecht!"
Ich kippe langsam mit meinem Kopf während der Fahrt in Richtung seines Schosses!
Er schreit laut auf und schiebt mich mit einer Hand an meiner Schulter zurück.
"Bitte nicht hier!" langsam ist er echt verzweifelt. "Steig doch bitte, bitte aus!"

Ich kichere leise und hebe dann mit großen, unschuldigen Augen meinen Kopf!
"Du...das war nur so ein Anflug! Jetzt kannst du wieder weiterfahren!"
Ich lehne mich im Auto zurück und lasse Klaus wieder starten. Das ganze Spiel treibe ich noch ein paar Mal und spüre den hochkochenden Zorn von Klaus. An einer ziemlich unübersichtlichen Straßenkurve stöhne ich laut. und gebe kurze, würgende Geräusche von mir.

Da reicht es meinem Gönner und Fahrer.
Er gibt in der Kurve Gas und braust nun mit mindestens 90 - 100 Sachen durch die Stadt den Berg hoch.
Seinen entsetzten Seitenblicke werde ich nie vergessen. Mit zuckenden, nervösen Augen- und Mundwinkeln und verkrampften Händen um das Lenkrad braust er in Richtung meines Hauses.
Vergnüglich lasse ich ihn noch ein paar Straßen außenrum fahren und halte mir demonstrativ nach jeder Wegerklärung die Hand vor den Mund. Dabei würge ich immer ein bißchen und genieße das humorlose Häufchen Elend neben mir.
Endlich angekommen steige ich relativ normal aus dem Auto und will Klaus zum Abschied noch einen Kuss auf die Wange drücken. Er weicht entsetzt vor mir zurück.
"Vielen Dank für´s Heimfahren, Klaus! Du, aber dieses "Stopp and Go" beim Fahren musst du dir echt abgewöhnen! Da kann einem ja richtig schlecht werden!" sage ich plötzlich mit fast normaler Stimme. Ich grinse ihn unverschämt an. Er stutzt und hat in diesem Moment zumindest so etwas wie eine Ahnung, dass ich mir nur einen Spass mit ihm gemacht habe.

Wortlos dreht er sich um und fährt ohne einen Abschied davon!
Hab ich´s nicht gesagt? "Spaßbremse!" Aber das Auto war klasse!
Fröhlich gehe ich ins Bett!

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