Dienstag, 14. Juli 2009

Der Berg ruft!

Heute ist das ideale Bergwetter! Nicht zu heiß und nicht zu kalt. Die Luft ist klar, so dass die Fernsicht bis an die Horizontkante reicht. Und dennoch ist der Himmel so weit bewölkt, dass nicht ganz Bayern plus seiner zahlreichen Touristen die schmalen Pfade in die "schwindelnden Höhen" zu Autobahnen trampeln.

Meine Freundin Elli, ihre 12 jährige Tochter Dora und ich machen uns auf, den heutigen Freiraum auf den Bergwanderwegen zu nutzen.

Nach einer halbstündigen Fahrt mit meinem Auto über Serpentinen den Berg hinauf, hängen wir nach zehn Minuten schon alle drei mit dem Kopf aus dem Autofenster, weil uns kotzübel ist. Naja, gleich sind wir oben auf dem Parkplatz und so früh ist wenigstens noch kein Gegenverkehr unterwegs.
Auf dem Parkplatz fangen wir uns dann wieder etwas und fröhlich biegen wir auf den Waldpfad ein!


Der Boden ist durch den dauernden Regen der letzten Tage feucht und glitschig! Respektvoll heben wir unsere noch müden Köpfe an und schauen den Wegverlauf nach oben. Der Aufstieg besteht fast nur aus einem halben Meter hohen Felsbrocken oder dazwischen geschlagene, halb verfaulte Holzbohlen in der selben Höhe.
Nach ein paar Minuten sind wir schon völlig durchgeschwitzt und pellen uns aus einem Kleidungsstück nach dem anderen. So steigen wir tapfer knapp zwei Stunden immer weiter nach oben, bis der Wald sich lichtet und wir auf einer herrlich bunten Bergwiese stehen. Ein paar junge Kühe und Bullen springen durch die saftigen, mit vielen Kräutern bewachsenen Hänge. Die Kuhglocken klingen dabei laut bis ins Tal. Mit unseren schwer mit Brotzeit, diversen Kleidungsstücken und Getränken beladenen Rucksäcken quetschen wir uns durch den seitlichen Durchgang am Gatter auf die Wiese. Sofort stürmen die jungen Paarhufer auf uns zu, um uns neugierig zu begrüßen.
Mit weichen Knien drücke mich etwas ängstlich an den jetzt schon großen Jungtieren vorbei. Mir sind diese Weidendurchgänge nie geheuer, seit mir einmal ein agressiver Bulle mit gesenktem Kopf im Wanderdurchgang die Aufwartung gemacht hat. Also laufe ich schnell vorbei an den Rindviechern und hoch zum Gipfelkreuz.


Kaum angekommen, bleibt mir fast das Herz stehen. Auch hier erwartet uns eine Herde Jungbullen, die aber mangels Platz dicht gedrängt auf der etwas engen Kuppe des Berges stehen.
Meine Freundin lacht mich aus: "Mei, stell dich nicht so an...die tun doch nix! Schau, dahinten sind schöne große Steine am Abhang. Da können wir jetzt frühstücken."
Misstraurisch begutachte ich den ausgewählten Platz. Ok, der ist mindestens zwei Meter von dem Tiergewusel entfernt. Ich werde es überleben!

Wir packen gemütlich unsere Brezen und Getränke aus und ich seufze dabei laut, denn die Aussicht ist einfach gigantisch. Vor uns liegt die ganze Alpenkette und darunter der Walchensee. Hinter uns können wir über den Kochelsee, den Starnbergersee bis nach München blicken. Ein Traum!

Gedankenverloren geniessen wir die diesen Blick in die schöne weite Welt, als ich plötzlich ein heftiges Ziepen an meinem langen Haarzopf spüre. Dazu bläst mir jemand heftig ins Genick. Ich denke noch...."welcher Depp ist das denn hinter mir" und drehe mich aprut um. Dabei blicken meine Augen direkt in die großen braunen Augen eines Jungbullen, der sich wohl auf "Hufspitzen" auf mich zugeschlichen haben muss. Dieser hinterhältige Mistbulle! Wie um mir zu zeigen, dass dies seine Bergkuppe ist, bläst er mir nochmal heftig seinen Schmarotz ins Gesicht! Wäh, ist das ekelig!
Vorsichtig drehe ich mich um und wage es kaum, mich zu bewegen...."Elli...Eeeelli, hinter mir"....ich rufe mit piepsiger Stimme leise zu meiner Freundin hinüber. Die dreht sich zu mir und lacht sich kaputt!
"Ja jag den doch einfach weg....Kusch, kusch....",ruft sie laut. Der Bulle frisst gerade einem Zipfel meiner Bluse, die ich mir um die Tallie geknotet habe. Ich ziehe ihm den durchfeuchteten Stoff mit lauter Sabber dran wieder aus dem Maul.
"Eeeeellliiiiii! Mach was.....!" Ich habe furchtbare Angst und kann mich kaum rühren. Warum ich...warum ausgerechnet ich?
Mittlerweile knabbert er meine Wanderstöcke an und steckt seine nasse Schnauze in meinen Rucksack! Pfui Teufel!
Elli springt auf! Das gute Essen! Da ist der Spass vorbei! Sie schnappt sich einen Wanderstock und fuchtelt damit vor dem Jungbullen hin und her. Der glotzt etwas irritiert immer dem Stockgriff hinterher, als ob er sich davon hypnotisieren lassen wollte und dreht dann mit einem Sprung zur Seite ab.
Was habe ich doch für eine mutige Freundin! Ich schaue sie bewundernd von der Seite an!
Sie grinst und meint: "Na, da haste dir ja mal wieder einen netten Verehrer an Land gezogen! Wie machst du das nur immer?"

"Ja, gell?" Inzwischen habe ich mich wieder etwas beruhigt und muss auch lachen. "Meinem Charme können sogar die Jungbullen nicht wiederstehen!"

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