Mittwoch, 15. Juli 2009

Bierbank im Test!

Eine stinknormale Bierbank hält bis zu 700 Kilogramm aus - wenn man brav darauf sitzt! Aber wer sitzt schon auf einer Bierbank, wenn vorne im Saal eine klasse Band alte sowie neue Schläger vom Feinsten trällert und das konsumierte Bier bei 30 Grad Außentemperatur im Körper geradezu verdunstet?
Es ist Volksfestzeit in unserer Kleinstadt und irgendwie befindet sich jetzt alles in Ausnahmezustand. Die Schüler schlafen täglich im Unterricht ein, was mancher Lehrer als angenehm und "schön still" empfindet.
Die Tankstellenbesitzer werden von der Polizei angewiesen, am Abend nicht mehr als eine Flasche Bier an eine Person zu verkaufen. Klar, wer verträgt in der Nacht nach Volksfestschluss, wenn er schon mindestens 4-6 Maß intus hat, auch noch mehr als eine Flasche Bier. Eine sehr vernünftige Maßnahme, wie ich finde!

In dieser verrückten Woche gibt es einen ganz besonderen Abend! Und zwar der Abend mit der Band, die alle aufmischt - ob jung oder alt!
Schon um 18:00 Uhr strömen die Bewohner, Touristen, Nachbardörfler und Größstädter in das dampfige Bierzelt, um noch einen geeigneten Platz zu ergattern. Die Teeniegruppen schnappen sich gleich die Bänke vor der Bühne. Die haben eh von den zahlreichen Diskobesuchen schon Hörschäden und halten auch die direkte Beschallung auf einen Meter Entfernung gut aus. Weiter nach hinten hocken dann die engagierten Bierbankbesetzer von jung bis alt  - von dick bis dünn - von hübsch bis naja - gemischt.
Erwartungsvoll klammert sich jeder an seine erste oder zweite Maß und beobachtet den Eingang. Wer kommt denn da? Kenne ich die oder denjenigen? Was gibt es für ein Geschichterl zu den Gesichtern, die dort auftauchen? Man sieht einfach alle, weil rein muss hier jeder! Ab und zu verschwinden die Leute mit den Köpfen auch schonmal unter der Bank. In solchen Momenten möchte man selber von dem Eintretenden lieber nicht gesehen werden.

Um 19:00 Uhr geht es dann los. Die Bühne wird "hochgekurbelt" (ist ja schließlich kein Konzert von Madonna oder so) und die Live-Band Manyanas legt los. Die Jugend in den ersten Reihen steht sofort auf den Bänken und gröhlen, was das Zeug hält. Wir "Mittelalterliche" und "Gruftis" halten uns noch ein wenig bedeckt und wippen brav mit den Füssen mit.
Meine Freundinnen und ich versuchen noch so etwas wie Konversation zustande zu bringen, aber so langsam aber sicher streiken die Stimmbänder. Als dann der 15 Jährige Sohn von Ingrid angerauscht kommt und schreit: " Mama, bist du lasch! Rauf auf die Bank," gibt es auch für uns kein Halten mehr. Seine zwei Akne besäten vollpupertierenden Kumpels stehen hinter ihm und sehen nicht sonderlich begeistert über den Gefühlsausbruch ihres Freundes aus. Aber Spielverderber sein, geht gar nicht. Also springen wir alle auf die Bänke und rocken mit der Jugend ab. Allerdings teilen wir diese Bank noch mit einem älteren Pärchen, die jetzt unfreiwillig auf der Bank sitzend hoch und runter geschleudert werden. Egal! Die tanzen sicherlich auch noch mit!
Nach einer halben Stunde steht der ganze Saal auf den Bierbänken und singt, rockt, twistet und lacht! Dabei wird natürlich immer - 1,2,3 - gesuffa, ist doch klar, oder?
Außerdem sieht man von hier oben viel mehr als im Sitzen! Das ist äußerst praktisch, denn jetzt kristallisiert sich schnell heraus, wer Partybanause und wer Stimmungskanone ist! Ein paar Wenige hängen tatsächlich noch mit einer Beerdigungsstimmung am Tisch herum, dass man sich fragt: "Warum sind die bloß auf dieses Fest gekommen?"
Leicht angeschwipst und fröhlich winke ich noch einige Bekannte her, die sich jetzt ebenfalls auf unsere Bank schwingen - ja und schwingen tut diese Bank jetzt auch wirklich. Da ich mit meinen Highheels immer wieder nach hinten abrutsche, schmeiße ich sie zur Sicherheit unter die Bank.
Ein Bekannter grinst und meint: " Dich tanze ich heute schon noch unter die Bank zu deinen Schuhen!"
"Pustekuchen! Ich habe jetzt ein super Standing, so barfuß kann nix mehr passieren! Mich kriegste hier nicht runter!" Ich grinse zurück!

Danach beginnt der Tanzkrieg zwischen uns. Wir hüpfen und schaukeln die Bank, was das Zeug hält. Einmal kommen wir dem Kippen schon sehr nahe und sieben Leute schreien Arme rudernd verzweifelt auf. Aber das Team ist klasse! Alle werfen sich nach vorne und stützen sich gleichzeitg am Tisch ab. So können wir schlimmeres verhindern. Allerdings lassen uns jetzt so nach und nach die anderen auf der Bank alleine. Einen Beinbruch ist ihnen das Gehopse nicht wert! Wir beide blicken uns tief in die Augen-  das Duell bekommt jetzt die nötige Würze. Wir sind "allein, allein, allein!"
Die Bank biegt sich bei jedem größeren Sprung bedenklich durch! Meine Freundin auf der anderen Seite des Tisches schüttelt den Kopf! Nenene!
Da mein Bekannter wahrscheinlich dreimal so viel wiegt, wie ich, werde ich jedesmal nach oben katapultiert und muss zusehen, dass ich wieder auf der Bank lande. Der Schweiß läuft mir über den Rücken und vor lauter Konzentration habe ich ganz rote Wangen. So kämpfen wir uns durch den Abend, aber ich fliege immer öfter nach vorne und muss dann irgendwann schon halb auf dem Tisch liegend aufgeben!

"Ok, diesmal hast du mich gekriegt, aber warte....das nächste Mal fliegst du!" zische ich ihn an. Er lacht und meint: " Träum weiter, Süße!"
Ich kippe die Reste meiner Maß runter und schwöre mir: " Ich werde meine Klamotten mit Sandsäcken beschweren und dann wird er aber schauen! Jawohl!"
Naja...und ich wahrscheinlich auch! Aber nach der dritten Maß lässt das Urteilsvermögen etwas nach!
Mit einem kräftigen Schlag auf den Rücken meines Bekannten stelle ich die wohl häufigste Standardfrage des Abends:" Du Schorsch, trink ma noch a Maß?"

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