Donnerstag, 2. Juli 2009

Hilfe! Mein Handwerker zieht ein!

Als alleinstehende Frau muss man immer doppelt auf der Hut sein. Viele findige Handwerker sind nämlich schnell der Meinung, dass man sich in den Heimen von Singlefrauen nicht nur gemütlich und detailverliebt seiner Arbeit widmen kann, sondern auch voller Stolz seine gesamten Handwerkerutensilien hier ausbreiten muss.

Mein Umzug hat wunderbar geklappt. Alles läuft nach Plan und das ist auch gut so, denn in vier Tagen wird mein neues Zuhause von meinen Verwandten, Mutter, Vater, Schwester usw. und ehemaligen Verwandten aus meiner Exehe heimgesucht. Es ist fast alles fertig, bis auf die Lampen. Die liegen noch nicht einmal ausgepackt in den Fluren herum und warten auf ihre Erleuchtung.
Ein passender Spezialist ist auch schon über die Vermittlung einer Freundin gefunden und ab morgen kann ich meine Baulampe endlich aus der Küche entfernen. Auch die Kinder sind überglücklich, denn ihr spärliches Licht aus den Nachttischlampen macht abends nicht unbedingt Laune auf motivierte Aktivitäten im eigenen Zimmer. Naja, auch nicht schlecht! Sie liegen beide seit langen mal wieder pünktlich im Bett. Insgeheim beschließe ich, diesen Vorteil zu nutzen und ihre Lampen erst ganz zum Schluß anbringen zu lassen!
Doch wahrscheinlich sind die Lampen ohnehin an einem Tag an der Decke, denn es sind mit einer Außenlampe ja nur 11 Stück. Bei so einem richtigen Spezialisten geht das sicherlich ruckzuck.

Frühmorgens um 8 Uhr klingelt es Sturm. Der freudig erwartete Elektiker steht vor der Tür und hat schon diverse Taschen, Kästen und Eimer vor der Tür aufgebaut. Dazu einen überdimensional großen Staubsauger mit dem man wahrscheinlich auch Katzen, Kinder und andere größere Gegenstände wegsaugen könnte. Daneben steht ein weiteres elektronisches Monster. Ein neuartiges, sündhaftteures Messgerät, wie er mir später stolz erklärt. Ich frage mich, ob er vielleicht radioaktive Strahlung bei mir messen will, denn solche Geräte kenne ich nur aus den Sience Fiktion Filmen!
Irgendwie bin ich etwas erstaunt, den von meinem Exmann hatte ich in Erinnerung, das man lediglich einen Bohrer und einen normalen Staubsauger zum Lampen anbringen braucht. Aber gut! Das hier ist schließlich ein Fachmann!
"Guten Morgen Herr Müller", flöte ich gutgelaunt, "kommen sie doch bitte herein."
"Guuuuten Mooooorgen!" leiert er vor sich hin. Er fängt schweigend an, seine Utensilien in mein Flur zu verlagern. Als er endlich fertig ist, fragt er mich:" Wo sollen denn die Lampen hin?"
Vorausschauend habe ich ihm die Lampen schon an den richtigen Stellen parat gelegt. Er nickt immer sehr konzentriert bei jeder meiner Erklärungen.
"Was wird mich das Ganze denn kosten?" will ich von ihm wissen. Er überlegt eine Weile und meint dann, "Ach ...das wird nicht so wild! Das machen wir schon. Schließlich sind sie ja eine Bekannte von der Lisi und die ist die beste Freundin meiner Frau!"
Klasse! Beziehungen sind das Salz in der Suppe des Lebens! Der Umzug war teuer genug und durch die Trennung von meinem Ex hatte ich sehr viel Geld in Möbel investieren müssen.
"Super!" antworte ich ihm. "Bitte passen sie auf meine vier Katzen auf. Die dürfen noch nicht raus und sind ziemlich wild. Also am besten legen sie alles auf den Boden, dann kann gar nichts runterfallen!"

Ich widme mich wieder meinen Umzugsnacharbeiten und lasse ihn mit seiner Arbeit alleine.
Nachdem ich zwei Stunden im Schlafzimmer in der ersten Etage die Schränke eingeräumt habe, gehe ich gespannt nach unten. Im Flur liegt der Strahler noch auf dem Boden, in der Küche ist der Herr Elektriker auch nicht zu sehen. Im Gäste-WC hängen ebenfalls noch die losen Drähte aus der Wand. Im Wohnzimmer werde ich dann fündig. Als ich versuche das Zimmer zu betreten, falle ich erstmal über 10 Eimer mit Mörtel, Schraubenzieher, Schrauben, Spachteln, Wasser und anderen Utensilien. Als er meinen entsetzten Blick sieht, meint er nur schwerfällig: "Man muss für alles gewappnet sein!"
Die Lampe lag noch auf dem Esstisch.
"Äh...was ist so schwierig an der Lampe, dass sie die noch nicht angebohrt haben", will ich neugierig wissen.
"Alles nicht so einfach!" murmelt er und wurschelt weiter an den Kabeln herum.

Gut! Ich kann das ja nicht beurteilen. Er wird schon wissen, was er tut.
Schnell verschwinde ich hürdenlaufend wieder in den oberen Stock und räume weiter.

Um 13:00 Uhr klingelt es Sturm. Meine Tochter und mein Sohn stürmen zur Tür herein.
"Ist meine Lampe schon dran?" fragt Nele aufgeregt.
Ich schaue mich im Flur um und entdecke zwischen weiteren Eimern mit Handwerkerutensilien noch die Flurbeleuchtung. Wozu braucht der Kerl dieses ganze Zeug? Langsam bin ich echt genervt. Verneinend schüttele ich den Kopf. "Och neee!" kreischt meine pupertierende Tochter hysterisch enttäuscht und donnert den Schulranzen zwischen die Kübel.
"Herr Müller, wo sind sie?" rufe ich im Flur. Aber niemend antwortet. Ich schaue aus dem Fenster und der Wagen ist weg!
Der macht wohl Mittagspause, denke ich und werkele weiter in meinem Haushalt. Im Wohnzimmer hängt zumindest schon mal eine Lampe. Fein!
Als Herr Müller um 15:00 Uhr immer noch nicht wiederkommt, rufe ich ihn auf dem Handy an.
"Kommen sie heute nochmal, Herr Müller?" frage ich spitz.
"Neee, meine Frau und ich haben eine Einladung! Ich komme morgen früh und mache weiter!"
Toll! Noch eine Nacht mit der Baulampe in der Küche!

Am nächsten Morgen nimmt seine Arbeitsgeschwindigkeit allerdings auch nicht zu, dafür aber die Anzahl der Handwerkerutensilien, die mittlerweile meinen gesamten Treppenaufgang belagern. Als er in der Küche kruschelt, ruft er kurz: "Scheiße, die Lampe ist kaputt!"
Entsetzt renne ich in die Küche und tatsächlich, die neue Ikealeuchte will nicht leuchten!
Herr Müller umgibt die leichte Brise nach Bier und Schnaps.
Am Nachmittag schafft er dann eine Kellerlampe. Dann geht er wieder! Feierabend!

Am nächsten Morgen reiße ich die Tür schon ziemlich geladen auf.
Meine beiden Hände in die Hüften gestemmt sage ich bestimmt."Herr Müller, heute müssen sie aber fertig werden, denn morgen ist die Konfirmation meines Sohnes!"
"Ja, warum sagen sie das nicht gleich", sagt er genervt. Jetzt fällt mir auf, dass seine Augen schon am frühen Morgen glasig sind und er mit einem starren Blick ins Leere schaut.
Er macht sich aber gleich an die Arbeit und ich schöpfe wieder Hoffnung.
Plötzlich scheppert es laut im Flur! Als ich die Treppe herunter kam, war der Glasteller meiner Deckenleuchte in tausend Scherben zersprungen!
"Wie ist das denn passiert!" Ich bin den Tränen nahe.
"Die blöden Katzen!" wirft der Schlaftablettenfachmann ein. "Ich hab´s da oben hingelegt, dann ist eine draufgesprungen. Da kann ich nix dazu!"
Bohhh! Jetzt werde ich echt sauer!
"Ich hatte ihnen ausdrücklich gesagt, dass sie nichts nach oben legen sollen!"

Ich bin seit geraumer Zeit mit meinen Auto unterwegs, um eine neue Deckenleuchte zu besorgen, da klingelt mein Handy.
"Mami, Mami, der Mann hat im Flur die völlig falsche Lampe angebracht und im Bad auch. Ich hab´s ihm noch gesagt, aber er hat gemeint, dass wäre wurscht!"
Ok, jetzt reicht es! Konfirmation hin oder her - den Kerl schmeiße ich umgehend aus dem Haus!

Kaum zu Hause, packe ich mir Herrn Müller und zische ihn an: "Sie nehmen sich jetzt sofort ihre 1000 Eimer und verschwinden aus meinem Haus. Ich will sie hier nie wieder sehen!"
Er wankt leicht und stiert mich an. "Wieso denn des?"
"Sie haben in drei Tagen 5 Lampen angebracht und eine davon ist kaputt und zwei sind am falschen Platz. Dabei hatte ich ihnen alles zurechtgelegt! Deswegen! Raus jetzt!"

Er packt wortlos seine sieben Sachen. Das Ganze dauert noch sage und schreibe eine dreiviertel Stunde und dann ist meine Wohnung wieder Kübelfrei!
"Sie," eine unbeschreibliche Schnapsfahne schlägt mir entgegen, " sie.... ich kriege aber noch 400 Euro von ihnen!"
Mit aufgerissenen Augen stehe ich vor der wandelnden Schnapsflasche. Ich hole meinen Geldbeutel aus der Handtasche und drücke ihm 200 Euro in die Hand.
"Hier! Seien sie froh, dass ich ihnen überhaupt was gebe und sie nicht verklage! Und jetzt verschwinden Sie endlich!"
Grollend und schimpfend macht er sich auf den Weg zu seinem VW-Bus! Er brabbelt irgendwas von seinem Anwalt, steigt dann aber gott sei Dank ein und fährt weg.

Die Konfirmation war auch mit Baulampe in der Küche und Stehleuchten schön.
In der kommenden Woche kam dann ein Elektriker, der die restlichen Lampen plus der verkehrt angebrachten Leuchten in einer dreiviertel Stunde funktionstüchtig an die Wände und Decken brachte.
Wir beide waren ein echt gutes Team: Er bohrt, ich sauge, er schraubt, fertig.....
Bezahlt habe ich 40 Euro! Hurra!

1 Kommentar:

  1. booh, warum hast Du dem Idioten überhaupt auch nur einen Cent gegeben???
    Hammergeschichte, echt.

    AntwortenLöschen

Twitter Button from twitbuttons.com