Freitag, 4. September 2009

Mile, Male Mule, ich hasse die blöde Schule....

Mein Sohn ist, wie schon mal erwähnt in diesem Jahr sitzengeblieben. Die ganzen Ferien waren wir mit Nachlernen und Nachhilfeunterricht beschäftigt, denn schließlich muß der aus Faulheit vernachlässigte Stoff auch wieder in den Kopf rein...irgendwie. Und zwar völlig unabhängig, ob er die Nachprüfung am 10. September schafft oder nicht.
Unsere Tage laufen meistens wie folgt ab:

Ich: "Ali, hat du heute schon deine Lektionen in Latein und Mathe gelernt?"
Er: "....Gleich....!"
Ich: " Mach das bitte jetzt, denn ich habe gerade Zeit dich abzufragen!"
Er motzig: "...Gleich habe ich gesagt!"
Ich energisch: " ...und ich habe SOFORT gesagt!"

Er steht dann schimpfend von seinem Surfabenteur am PC auf und zieht sich in sein Zimmer zurück!

Eine Viertelstunde vergeht...eine halbe Stunde vergeht...eine Stunde vorbei!

Leicht genervt rufe ich wieder....
Ich: " Ali, hast du gelernt. Komme bitte zum Abfragen runter!"
Keine Reaktion!
Ich:" Ali, komm sofort mit dem Lateinbuch runter!"
Keine Reaktion!
Ich sauer und laut: "Komm jetzt sofort runter! Ich warte!"

Lautes Gestöhn dringt aus der geschlossenen Tür, die sich dann langsam...sehr langsam öffnet. Noch langsamer kruschelt er seine Karteikarten, Stift und das Buch aus einem Sammelsurium von Wäsche, Motorenteilen eines ferngesteuerten Autos, Papiertüten, leeren Flaschen und mehr...

Ich ungeduldig:" Geht das bitte etwas schneller?"
Er:" Gleich...!"

Am Esstisch sitzend frage ich ihn Vokabeln ab.

Ich: "Das Wort hast du nicht gekonnt. Bitte schreibe es auf die Karte!"
Er: "Nööö...!"
Ich: "Schreib jetzt!"
ER: " Nööö...hättest du ein bißchen gewartet, wäre es mir noch eingefallen!"
Ich: " Ich habe 2 Minuten gewartet!" Schreib jetzt!"
ER: " Keinen Bock!"
Ich: " Ali, wie willst du die Nachprüfung, geschweige denn das Gymnasium schaffen, wenn du jetzt schon keinen Bock für ein Wort hast!"
ER: "Ich hasse Schule!"
Ich: "Ok, dann nehme ich dich halt runter und du gehst in die Hauptschule!"
Er: " Neeee, da gehe ich bestimmt nicht hin!"
ich: " Also...hmmm...was willst du dann machen!"
Er schweigt!
Ich: " Bitte erkläre mir, was du mal machen willst, dann können wir feststellen, ob du das Gymnasium vielleicht gar nicht braucht!"
Er schweigt!
Ich: " Du musst doch irgendene Meinung haben, Mensch!"
Er: " Ist mir doch wurscht!"
Ich: " Auf so eine Unterhaltung lasse ich mich nicht ein! Weiter lernen!"

Nach drei Vokabeln dasselbe Spiel. Nachdem ich die Kapitel abgefragt habe, schnappt Ali nach dem Buch und schnauzt: " Siehste, ich kann doch alles!"

Ich: " Naja...ein paar Wörter waren falsch, aber im Großen und Ganzen war das ok!"
ER: " Sag ich doch, ich brauche keine Nachhilfe!"
Ich: " Aber ohne Nachhilfe bist du erwiesenermassen durchgefallen, obwohl du mir seit 1 1/2 Jahren versprichst, dich zu bessern! Das musst du doch zugeben, oder?"
Er: "Ich kann alles!"
Ich: " Wenn du alles könntest, wärst du nicht durchgefallen! Es ist doch gut, wenn man mit Nachhilfe Unterstützung bekommst, oder?"
Er: "Nö, ich brauch den Scheiß nicht! Ich hasse die Schule!" Mit lauten Schritten stapft er davon.

Eigentlich ist die Kommunikation wie oben beschrieben noch um einiges länger, aber ich will euch nicht langweilen!
Danach fühle ich mich, wie eine ausgezutzelte Weißwurst und bin völlig fertig!

War ich in dem Alter auch so anstrengend?

Mist, ich kann mich wirklich nicht mehr erinnern!

3 Kommentare:

  1. Natürlich ist es anstrengend, aber ich kann den Ansatz auch nicht wirklich nachvollziehen. Unter Druck lernen und abfragen, ohne das das Interesse vom Kind selbst kommt ist genau so sinnvoll wie gar nicht lernen. Auch weiß ich nicht, ob es wirklich so Vorteilhaft ist, die Nachprüfung mit Ach und Krach zu bestehen, um dann im nächsten Jahr erst Recht Probleme zu bekommen, da ja die Lücken immer größer werden. So eine Ehrenrunde hat noch niemandem geschadet und hatte meistens sehr große Vorteile. Ihn vom Gymnasium runternehmen hielte ich auch für einen Fehler, er ist ja nicht dumm, nur faul. Und die Faulen blühen in der Oberstufe meistens auf, da das Fächerangebot oft wesentlich interessens-passender ist und man Unterricht wirklich als erfüllend und weiterbringend erleben kann. Natürlich auch, da dann die nötige Reife vorhanden ist und man alles mit etwas anderen Augen sieht.

    Und durch das weglassen von ständigem Unter-Druck-Setzen tust du nicht nur deinem Sohn, sondern auch dir einen großen Gefallen ;).

    Liebe Grüße,
    Achim

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  2. prinzipiell gebe ich dir vollkommen recht, Achim, und ich hätte auch nichts gegen eine Ehrenrunde. Aber mein Sohn ist mit fast 7 Jahren erst eingeschult worden, dann ist er von der 5. Hauptschule auf die 5. Gymnasium gerutscht. Eine Ehrenrunde wäre auch gleichbedeutend, als jugendlicher "Bartträger" mit tiefer Stimme dann im nächsten Jahr zwischen 3 Jahre jüngeren noch nicht pupertierenden 13 jährigen Jungs zu sitzen. Bei einem Mädel würde das vielleicht noch nicht so gravierend auffallen. Aber wie fühlt sich ein Junge in dieser Situation?
    Manchmal weis ich auch nicht, was richtig oder falsch ist!(:-(

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  3. Okay, das ist natürlich eine besondere Situation.. Wenn der Altersunterschied schon so gravierend auffällt, kann es auch zu großen Nachteilen führen, da er sich dann völlig isoliert und ohne soziale Anbindungen fühlen könnte... mh.. Da ist natürlich vor allem die Frage, wie dein Sohn selbst dazu steht.. Gibt ja auch die Möglichkeit, nach der 10 auf eine Berufsschule zu wechseln und dort eine Ausbildung gemeinsam mit Abitur zu erwerben. In diesen Klassen sind die Personen vom Alter her oft so durchgemischt, dass niemand auffällt, da man von 16 - 30 meist alles hat. Letztlich muss dein Sohn wissen, was er möchte und wie er sich seine Zukunft vorstellt. Hauptsache, du unterstützt ihn, egal was er vorhat, aber ich gehe davon aus, dass du das tust ;).

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