Dienstag, 21. Juli 2009

Gut gekühlt!

Es gibt Tage, die fangen schon damit an, dass die vordere Haarsträhne nicht macht, was ich will. Sie steht immer in die falsche Richtung, egal, mit wieviel Haarspray ich sie auch einbetoniert habe.
Unter Garantie habe ich dann noch einen Zahnpastafleck auf meinem neuesten, schwarzen Lieblings –T-Shirt und muss das ungeliebte, alte „Zweit-T-Shirt" anziehen! Durch all die widerlichen, kleinen Hindernisse, die eine unsichtbare Hand mir mit viel Bosheit in den Weg zu legen scheint, komme ich auch noch zu spät ins Büro. Auf der Treppe knicke ich mit meinem Fuß um und verwünsche diesen rabenschwarzen Tag. Endlich in meinem Büro angekommen! Jetzt werde ich erstmal den PC hochfahren und meinen vielgeliebten, friesischen Tee „Mischung- Orange, Vanille“ trinken. Oh ja! Man muss positiv denken, dann wird das schon!

Mit einem Blick in meine Tasche stelle ich entsetzt fest, dass ich in der Eile meine Thermoskanne zu Hause vergessen habe! Shit, shit, shit! Ich hasse diesen Tag!

Wenn ein Tag so anfängt, dann kommt meistens am Ende nichts Gutes dabei raus. Doch ich bin ein hoffnungsloser Optimist und denke mir: „ Super, kann ja nur noch besser werden!“

So nach und nach stellt sich aber dieser Tag als gleichmäßig, durchgehend „beschissen“ heraus!
Der Chef hat schlechte Laune, die Kollegen sind ebenfalls gereizt, die Agenturen liefern nicht wie gewünscht und nichts will mir am PC gelingen!
Liegt was in der Luft?

Irgendwie geht auch dieser Arbeitstag zu Ende. Wieder mit steigender Laune beschließe ich, mir diesen rabenschwarzen Tag einfach von der Seele zu laufen. Ich muss nur noch schnell die Essenwünsche meiner Tochter erfüllen und dann ab in die Joggingschuhe.

Auf dem Aldiparkplatz ist die Hölle los. Ich stehe mitten in einer Schlange und kann nicht vor und zurück. Nach einer viertel Stunde habe ich endlich eine Parklücke und stürme in den Laden. Am Horizont sind schon die ersten Regenwolken zu sehen.
Gekonnt wie ein Formel eins Pilot steuere ich den schwer zu schiebenden Einkaufswagen durch das Gerangel um die Lebensmittel. Typisch! Bei meinem Wagen ist ein Rad kaputt und es stellt sich immer quer. Ich fluche leise vor mich hin und stelle mir vor, dass die ganze Welt, eingeschlossen dieser vielen, anscheinend halbverhungerten Menschen gegen mich sind!
An der Fleischtheke prüfe ich die Ware genauer.Tief beuge ich mich über die Tiefkühltruhe, um die Ablaufdaten genau lesen zu können. Dabei kommt mir die Gammelfleischgeschichte wieder ins Gedächtnis, aber was soll´s. Meine Tochter will unbedingt Spagetti Bolognese!
Also beuge ich mich noch weiter runter, denn meine Brille hat sich mit der Thermoskanne zusammengetan und liegt zu Hause auf der Arbeitsplatte in der Küche!

Ok! Hackfleisch her und raus hier! Schließlich will ich unbedingt noch zum joggen!
Schnell schmeiße ich die Tiefkühltruhe zu und drehe mich um.....
Mit einem Ruck federe ich zurück. Irgend so ein Depp hält mich am T-Shirt Bund fest.
Wütend drehe ich mich um und will gerade das Schimpfen anfangen, da sehe ich aus den Augenwinkeln, dass mein T-Shirt mit seinem Bund in der Schiebeklappe der Tiefkühltruhe fest hängt. Das endet nämlich unten am Saum in einer raffinierten Kordel und ist vorne hübsch drapiert. Ich schiebe das blöde Teil wieder auf....und die Kordel wandert mit dem Deckel mit. Ich schiebe wieder zu...und das Unterteil des T-Shirts rutscht wieder brav mit.
Ich hänge!!!!! Und noch dazu liege ich im Aldi mit dem Oberkörper auf dieser doofen Fleischtruhe! Mir wird langsam kalt und ich überlege fieberhaft, was ich jetzt machen soll? Ich kann ja schlecht das T-Shirt ausziehen und dann im BH weiterstiefeln.

Ich schiebe noch ein paar Mal den Tiefkühltruhendeckel auf und zu – aber ohne Erfolg. Die vorbeigehenden Leute glotzen mich an!
„Ja, Leute, ich mache das immer als Abendsport! Gibt Mukis in den Oberarmen!“
Ich bin supergenervt und probiere mein T-Shirt aus der Ritze zu reißen.
Blöder Aldi, blödes T-Shirt!!! Außerdem ist meine Tochter an dieser ganzen Sache schuld. Was muss die heute auch Spagetti Bolognese haben! während ich damit beschäftigt bin, wütend Gott und die Welt zu beschuldigen und an meinem T-Shirt zu zerren, tippt mir plötzlich ein Finger auf die Schulter!
Ein älterer, netter Herr lächelt mich freundlich an:
„ Kann ich Ihnen helfen, junge Frau!“
Junge Frau! Der Mann hat sofort 100 Pluspunkte!
„Das wäre nett! Ich habe mich im Deckel mit meinem T-Shirt verfangen und komme nicht mehr raus!“
Der „Retter in Not“ hält mit einer Hand mein T-Shirt fest und zieht es straff nach unten.
„Gut das der Ausschnitt heute nicht allzu groß ist“, fällt mir in diesem Moment ein!
Dann schiebt er seelenruhig den Truhendeckel nach hinten und ...schwupp...ich bin befreit!
Wie hat er das nur gemacht?
Ich schaue ihn bewundernd an!
„Vielen Dank für Ihre Hilfe!“ Dankbar reiche ich ihm meine Hand!

Er lächelt und tätschelt beruhigend meine Hand mit seinen Händen.

„In der Ruhe liegt die Kraft!“ sagt er noch zu mir und dreht sich wieder um.

Recht hat er! Das hat meine Oma auch immer gesagt!
Als ich auf den Parkplatz komme, fällt mir der erste große Regentropfen ins Gesicht!

Tief durchatmen, ruhig bleiben....ommmmmm,ommmmm!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Twitter Button from twitbuttons.com