Donnerstag, 11. Juni 2009

Spurensuche

Endlich Ferien! Die Kinder haben frei und ich habe eine Woche Urlaub - herrlich! Jeder kann machen, wozu er Lust und woran er Spaß hat.
Davon machen wir auch immer ausführlich Gebrauch.
Meine beiden inzwischen jugendlichen Kinder sind mit Ihrer Freizeitgestaltung sehr unterschiedlich. Während meine Tochter immer auf Achse ist, nächtliche Aktivitäten bevorzugt, zieht sich mein Sohn eher vor den Computer zurück.
Meine Wenigkeit dagegen verbringt soviel freie Zeit wie möglich an der frischen Luft, tagsüber natürlich. Ich weiß, das klingt nicht gerade nach viel Gemeinsamkeiten, aber wir hinterlassen uns immer eindeutige Spuren, damit das ein oder andere Familienmitglied genau weiß, was der andere gerade getan hat.
Wenn ich frühmorgens aufstehe, finde ich die ersten Spuren meiner Tochter im Bad. Denn dort lagert auf dem Boden ein Haufen Klamotten, der stinkt wie ein kalter Aschenbecher. Folge ich den Spuren die Treppe herunter, weiß ich sofort: Mein armes Kind hatte in der Nacht noch Hunger und musste sich auf dem Weg zum Bett mit Keksen begnügen. Beim genaueren Untersuchen der Krümel kann ich meistens auch noch die Sorte feststellen. Das hat den Vorteil, dass ich nun genau weiß, was ich wieder nachkaufen muss. Praktisch, nicht wahr?
Hoppala! Was war denn hier los und ich überlege kurz. Herumliegende Kissen, auf dem Boden zusammengeknüllte Decken, diverse Staniol- und Plasikummantelungen von Schokoriegeln irgendwo dazwischen verteilt und eine umgeworfene Müslischale auf dem Boden, aus der noch ein paar Tropfen Milch kleckert. Vandalen? Oder doch eher die vermischten Nachlassenschaften meines Sohnes in Übereinkunft mit der Katzenbande beim Nintendo-WiSpiel? Das hier konnte ich doch unmöglich meinem Sohn alleine zuschreiben. Nein! Das waren bestimmt die Katzen. Dafür wird mir bei den Erdbrocken und Grasbüscheln auf dem Parkett klar, dass mein Sohn wieder pflichtbewusst nachts versucht hat, die Katzen auf dem Rasen einzufangen. Braver Junge!
Seufzend gehe ich in die Küche.
Da schau her...die Kekse waren für meine Tochter nur der Nachtisch. Die roten Flecken auf den weißen Kacheln lassen darauf schließen, dass nachts hier nochmal die Spagettisoße aufgekocht wurde.
Ich drücke den Knopf der Kaffeemaschine und hole den Besen aus der Kammer. Gerade gehe ich gedanklich meinen Beitrag zur Spurenhinterlassung durch - kehren, saugen, Küche putzen, Decken zusammenlegen, usw. Schließlich sollen auch meine Kinder das Gefühl haben, ihre Mutter setzt aktive Zeichen in ihrer gewohnten Umgebung!
Bei diesen Überlegungen wäre ich beinahe über die kindersargähnlichen snikers gestolpert, die quer den Flur versperren.
Aha.....Gut zu wissen! Denn vor 13:00 Uhr brauche ich nicht an die Tür meiner Tochter zu klopfen, da ihr Freund heute hier nächtigt.
An dem lax, kreuz und quer über das Geländer geworfene Jackenpaket, zähle ich mal kurz ab, ob nicht doch noch mehr halbverhungerte Teenager unser Haus belagern und addiere in Gedanken das Bereitstellen der Nahrungsmittel für die Anzahl der Personen im Haus zusammen, die sich gerade unter unserem Dach befinden müssten.

Dann mache ich mich mit einem Kaffee in der Hand an die Spurenbeseitigung - wie jeden Tag!
Ich errechne gerade den Zeitaufwand in Stunden für die Spurenlegung und dann, wieviel Zeit ihnen dafür noch zu Verfügung steht, wenn die Schule wieder anfängt. Ich ziehe meine freie Ferienzeit für meinen Spurbeseitigungsaufwand ab.
Irgendwie finde ich Schule doch eine gelungene Einrichtung, vor allen den Nachmittagsunterricht! Damit wird meinen Kinder die Zeit für die Spurenlegung erheblich reduziert und verknappt.

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