Dienstag, 11. August 2009

Vom Borgen und Wiedergeben oder Verleihnix!

Und weil die letzte Geschichte mit einem alten Sprichwort geendet hat, fangen wir diesesmal einfach mit einem weiteren alten Sprichwort an:

"Bei Geld hört die Freundschaft auf!"

Wenn man dann bei Google den Satz "Freund Geld geliehen" eingibt, kann man mit 136.000 eindeutigen Treffern immer wieder dasselbe lesen.
Nie wieder Geld an Freunde verleihen!

Eigentlich schade, dass man erst durch eine gut gemeinte Hilfe merkt, wieviel dem Freund und "Leihenden" die Freundschaft wirklich wert ist.
Man hat mit Herzen jemanden aus der Patsche geholfen und sich auf die Aussagen des Freundes verlassen, nur um dann festzustellen, dem Nutzniesser ist Vertrauen, Ehrgefühl und Aufrichtigkeit völlig fremd.

Das Telefon läutet und läutet. Mit panierten Händen stehe ich in der Küche und fabriziere das Lieblingsessen meines Sohnes - Wiener Schnitzel! Mit spitzen Finger drücke ich den grünen Hörer....."Hey, ich bin´s, Edy! Du musst mir unbedingt helfen! Das ist alles so eine Mist!"

Er war völlig ausser sich und brabbelte wirres Zeug in den Hörer.
" Edy, jetzt mal langsam...was ist denn passiert?" will ich wissen.

" Die Firma hat meinem Vorschuss für meine Geschäftsreise noch nicht überwiesen und ich bin super knapp diesen Monat. Du weißt doch, ich habe einen großen Betrag an des Finanzamt zahlen müssen. Die Bank gibt mir keinen Überziehungsdarlehen, weil ich bei der neuen Firma noch in der Probezeit bin......und...und... morgen früh muss ich schon fahren und das Hotel vorstrecken. Was soll ich jetzt machen?"

Er ist total aufgelöst und seine Stimme zittert.
Wir kennen uns jetzt schon eine ganze Weile und ich weiß, er verdient in seinem neuen Job wirklich gut. Darum mache ich mir auch keine Gedanken, dass ich mein Geld nicht umgehend wiedersehe.

"Wieviel brauchst du denn?"
Er zögert etwas und meint dann schnell: "200 €, das reicht. Ich habe ja selber noch 100 € in bar!"

"Ok! Ich mache den Kindern nur schnell was zu essen und rufe dich dann nochmal an. So viel habe ich jetzt nicht hier. Ich muss selber erst zur Bank. In einer Stunde etwa bringe dir das Geld vorbei, ok?"

"Super, vielen Dank! Spätestens am Dienstag hast du dein Geld wieder! Du bist meine Retterin in der Not! Das vergesse ich dir nie!"

Beim Kochen checke ich gedanklich meine eigene Finanzlage. Als alleinerziehende Mutter mit zwei Kids ist das Konto auch nicht immer übervoll. Aber ich bekomme es ja nächste Woche wieder zurück, das geht dann schon.

Merkwürdig, wie schnell der Mensch doch vergisst! Nach drei Wochen habe ich meinen Bekannten mal vorsichtig auf das fehlende Geld hingewiesen. Das Blöde dabei ist, dass es mir selber irgendwie peinlich war, nach meinem eigenen Geld zu fragen. Ich komme mir irgendwie bescheuert, gierig und geldgeil vor.

Mein Bekannter winkt ab. Leider, leider....er kann mir das Geld noch nicht geben, weil der Arbeitgeber angeblich nach sage und schreibe drei Wochen die Spesenabrechnung der Dienstreise noch nicht überwiesen hat.

Drei Tage später erzählt er mir, dass er erneut eine Dienstreise antreten muss.
Erschrocken frage ich ihn mitleidig: "Oh Gott, dann kannst du ja wieder nicht dein Hotel bezahlen! Du hast doch noch nicht mal die alte Spesenrechnung ausgeglichen bekommen! Was machst du jetzt?"

"Och, ...du...ich habe mir für solche Zwecke ein kleines Polster geschaffen! Ich habe immer ein paar hundert Euro bei mir in der Wohnung liegen!"

Ich bin sprachlos! Trotzdem traue ich mich nicht, vor dieser anstehenden Dienstreise erneut nach meinem Geld zu fragen.

An meinem Geburtstag, den ich mit meinen Freunden in einem Bistro feiere, knallt er mir vor den anderen 150 € vor die Nase.

Um ihn nicht zu blamieren, sage ich nichts von den Schulden und stecke das Geld schweigend ein. Wie sich später herausstellt, denken die anderen tatsächlich, es wäre ein Ersatz für ein besonders großzügiges Geburtstagsgeschenk, denn von ihm war nur eine Karte auf dem Tisch. Es kommen so Anmerkungen wie: " Der Edy verdient wohl echt gut in seinem neuen Job....großzügig ist er auch noch.....!"
Wenn die wüssten! Egal, ich sage nichts und lasse die anderen in dem Glauben. Was hätte ich auch machen sollen? Den Edy bloßstellen?
Und was mich betrifft - wenn jemand kein Geld hat, dann muss er mir ja auch nichts schenken. Aber über eine kleine selbstgepflückte Blume hätte mich schon gefreut! Eine nette Geste die vom Herzen kommt! Leicht enttäuscht registriere ich dieses Benehmen!

Die Zeit vergeht und fast zwei Monate später habe ich es gewagt, in einer Email auf die fehlenden 50 € hinzuweisen.

Zurück bekam ich:
"Aha, schön zu wissen, dass sich unsere Freundschaft also auf 50 € reduziert!"

Seitdem habe ich nichts mehr von meinem Bekannten gehört!

Schade, das ein angeblicher Freund eine Freundschaft und das Vertrauen eines Menschen so missbraucht. Diese Hilfe war auch für mich nicht eben aus dem Ärmel geschüttelt, sondern hart verdientes Geld.

Aber das Schlimmste an dieser Sache sind noch nicht einmal die fehlenden 50 €! Das wirklich Tragische daran ist, dass dieser Mensch mich mit seinem Verhalten für alle anderen Freunde, die evtl. zukünftig auch dringend Hilfe benötigen, für immer verdorben hat. Wahrscheinlich traue ich keinem Menschen mehr über den Weg und werde auch denen nicht mehr helfen, die das geliehene Geld wirklich ehrenhaft und pünktlich zum versprochenen Termin zurückzahlen würden.

Aber mit meiner Erfahrung stehe ich wohl nicht alleine, oder?

4 Kommentare:

  1. Na was für ein Arschloch, dieser Edy. Ähnlich erging es mir neulich. eine Bekannte rief an, sagte, sie sei auf Betriebsausflug. Drei Kollegen wollten sich anschließend noch Frankfurt anschauen, ob ich nicht ein Hotelzimmer besorgen könne. Klar, gerne, sofort. Bei HRS fand ich was, reservierte. Da es der selbe Abend sein sollte, musste ich die Kreditkarte angeben, die gleich belastet wurde. Bei der Abrechnung schaute ich nicht schlecht. Abgebucht ja, Geld dafür erhalten nein. Am Telefon stellte sich heraus: das Zimmer hätte für den Folgeabend sein sollen. Deshalb hatte die Bekannte auch nicht mehr, wie von mir am Buchungstag mehrfach erbeten, noch am selben Tag im Hotel angerufen. Ich bin sicher, das Problem hätte sich in Luft aufgelöst. Stattdessen peinliche Diskutiererei. "Kriegst dein Geld, mach dir keinen Kopf", höre ich sie noch sagen. Ihren Anteil habe ich in der Tat erhalten. Den großen Rest aber noch nicht. Frage mich langsam auch, ob ich die Kohle abschreiben muss...

    AntwortenLöschen
  2. Am besten ist wohl, man versucht das Geld gedanklich abzuschreiben. innerlich kocht dann die Enttäuschung und die Wut über diese Menschen immer wieder mal hoch, aber schaden tut man nur sich selber damit. Und das Bankkonto wird auch nicht wieder voller dadurch. Auf der anderen Seite, wenn es ein richtig großer Betrag ist, dann mache doch noch mal ordentlich Druck! Was hast du zu verlieren? Auf eine Freundschaft mit solchen Menschen kann man doch echt verzichten, oder?

    AntwortenLöschen
  3. übel übel... Ich schulde einem meiner besten Freunde seit Jahren einen ständig wechselnden Betrag zwischen 20 und 40 Euro, mal zahl ich was zurück, mal wird es wieder was mehr, aber es ist nie ein Problem für ihn und wir wissen, wenn er das Geld wirklich bräuchte, hätte ich es in binnen von Stunden für ihn parat. Ich finde man darf in Freundschaften ruhig Geld hin und her tauschen und leihen, aber es muss immer absolut offen bleiben und übersichtlich. Deswegen fühle ich mich mit meinen Schulden auch nicht schlecht, und es hat die Freundschaft niemals belastet. Aber sowas wie dieser Edy, geht gar nicht, sollte man sogar über einen Anwalt nachdenken... vor allem so asozial zu sagen, du reduzierst die Freundschaft wohl auf 50 Euro... er hat die Freundschaft doch auf eine reine Geld-beziehung reduziert... Und diese Geburstagsaktion.. boah... und dann auch noch zu wenig... hättest echt eiskalt sagen sollen "und wo ist der Rest?". Alle hätten doof geguckt, aber nach einer Erklärung hätten dir alle swoas von Recht gegeben!

    AntwortenLöschen
  4. Du hast recht, Achim! Ich hätte damals an meinem Geburtstag schon viel härter reagieren sollen. Leider bin ich immer sehr rücksichtvoll und will niemanden verletzten. Ich habe immer ein offenes Ohr und Herz für meine Bekannten und Freunde, wenn sie in Not sind oder mich brauchen. Aber gerade deswegen ist man wohl doppelt enttäuscht und das Verhalten von Edy trifft mitten ins Herz! Meine Freundin meint, ich soll ruhig, wenn ich ihn mal treffe, vor allen anderen im Lokal bloßstellen und lauthals die " Restschulden", die seit Monaten ausstehen, zurückverlangen...und zwar gleich! Mal sehen, ob ich das fertigbringe!(:-(

    AntwortenLöschen

Twitter Button from twitbuttons.com